Wie rankt Bing Webseiten? – Ein Vergleich

Für Webmaster ist es nicht nur interessant, sondern wichtig, das Ranking in wichtigen Teilen beurteilen zu können. Die neue Version der Microsoft Suchmaschine, genannt Bing, ist noch relativ jung. Obwohl Bing keine signifikanten Marktanteile erobert, gehört sie zu den drei führenden Suchmaschinen in vielen Ländern. Betrachtungen über das Ranking sind deshalb schon interessant.

Tom Costello, Firmenchef von Cuil, bloggt gelegentlich über Cuil und andere Suchmaschinen. Der jüngste Beitrag beschäftigt sich mit Bing, dem Nachfolger von Microsofts Live.com.

Tom Costello teilt das Ranking von Suchresultaten in zwei Klassen ein: Maschinenbasiertes Lernen, welches von Testdaten lernt und die handgemachten. Maschinenbasiertes Lernen zeigt sich der manuellen
Auswahl überlegen, solange es um den Vergleich zu Trainingsdaten geht. Maschinebasiertes lernen verliert deutlich an Punkten wenn es um Klickraten geht oder die Zeit welche auf der Zielseite verbracht wird.

Interessanterweise beurteilt Tom Yahoo! als eine Suchmaschine die auf maschinenbasiertem Lernen beruht, während Google als Suchmaschine gilt, deren Resultate manuell abgestimmt werden, zumindest was allgemeine Suchanfragen betrifft.

Anmerkung: Es ist gewiss richtig, dass Google Menschen zur Qualitätsbewertung von Suchergebnissen beschäftigt. Ebenso richtig ist aber auch, dass Google seit vielen Jahren maschinenbasiertes Lernen für das Ranking einsetzt. Andererseits nutzt Yahoo! ganz klar ebenfalls menschliche Erkenntnisse für die Beurteilung der Yahoo! Suchresultate. Heutzutage kommt keine bedeutende Suchmaschine ohne menschliche Bewertung der Suchergebnisse aus.

Mit 400 Suchanfragen wurden Bing, Yahoo! und Google getestet und verglichen. Für das Gesamt-Ranking ermittelte Cuil folgende Punktzahlen:
Bing: 65
Yahoo!: 66,5
Google 67

Das Set von 400 Suchanfragen wurde aus den Suchlogs von Cuil gewählt. Für den Test wurden Fragen gewählt, bei denen anzunehmen ist, dass sie wegen ungenügender Antworten die Nutzer zu einem Wechsel (zu Bing) animieren könnten. Die menschlichen Bewerter im Test erhielten Ergebnislisten, denen sie nicht entnehmen konnten, welche Suchmaschine die Treffer lieferte.

Die Ergebnisse von Bing überlappten mit den Ergebnissen von Google zu 29% (Yahoo! 25%).
Folgende Spam-Anteile wurden in den Ergebnislisten ermittelt:
Bing: 2,9%
Yahoo!: 4,9%
Google: 2,56%
Fast doppelt soviel Spam im Index von Yahoo! gegenüber Google dürfte ein Faktor sein, warum Yahoo! keine Marktanteile von Google erobern kann, schlussfolgert Tom.

Im Gegensatz zu Google hat Bing im Test relativ viele hohe und viele niedrige Bewertungen bekommen.
Die Suchmaschinen liegen im Test dicht beieinander, so dass Bing prinzipiell gute Chancen haben könnte. Bing differenziert sich von Google durch die Erscheinungsform, kann Spam fast gleichgut ausschliessen und sollte der Versuchung wiederstehen zu viele Anzeigen auf die Ergebnisseiten zu packen.

Tom stellte sich die Frage, ob Bing mit Rankingkriterien daherkommt, welche die anderen Suchmaschinen nicht benutzen. Also andere Signale als Seitentitel, URL, Überschriften, Hervorhebungen, Dokumentlänge und Anzahl der Erwähnungen auf der Seite. Hinzu kommen externe Faktoren, wie Verweistexte und die Qualität der verweisenden Seite. Diese Punkte werden mit einigen Informationen zur Nähe und Popularität der Seite (PageRank) verknüpft. Spam wird abgewertet und Seiten, die häufig geklickt werden, bevorzugt.
Aussergewöhnliche Rankingkriterien wurden für Bing in dieser Untersuchung nicht festgestellt.

Einige spezielle Rankingmerkmale wurden jedoch beobachtet:
– Bing bevorzugt Suchbegriffe in der URL, wobei es keine Rolle spielt, ob die Worte zusammengeschrieben sind oder getrennt.
– Bing scheint Begriffe zu bevorzugen, die mit einem Grossbuchstaben beginnen.
– Bing nutzt im Gegensatz zu Google häufiger den Originaltitel der Webseite
– Bing bewertet die Popularität grosser Webpräsenzen höher
– Bing ist schwächer als Google in der Bewertung von Nähe

Mit dem Bayes Theorem begründet Tom, warum Menschen nicht so leicht die Suchmaschine wechseln, selbst wenn ein anderer Dienst leichte Vorteile verspricht. Die Nutzer vergleichen welcher Dienst besser ist. In der Vergangenheit war Google deutlich besser. Ein oder zwei Tests genügen nicht die gewonnene Erkenntnis umzustürzen. Erst wenn Nutzer häufiger neue Erfahrungen mit Bing suchen, besteht eine Chance für den Wechsel.

Weitere Beiträge zu Bing:
Bing erobert in den USA ein kleines Stück vom grossen Kuchen zurück
Suchmaschinenranking in Deutschland Juni 2009
Bing Bots gehorchen MSN
Bing

Tom’s Blog (Cuil): So How is Bing Doing?


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7 responses to “Wie rankt Bing Webseiten? – Ein Vergleich”

  1. Sponsordealer Avatar

    Hallo,
    ich selbst nutze Google zu 99%, wenn man weiß wie man mit der Suchmaske umzugehen hat man auch genau die Antworten findet die man sucht. Bing wird es schwer haben Marktanteile zu erobern solange die Medien nicht mit die Werbetrommel rühren. Interessant ist, das Bing den Spam anscheinden unter Kontrolle hat. Nichts ist schlimmer für den Nutzer als Sinnlose Treffer die keinem wirklich nutzen oder die zu keiner Antwort führen.

  2. Paul Avatar

    Google hat es auch insofern leicht, seinen Marktanteil zu verteidigen, weil für viele das Suchen mit Internet mit “Googeln” gleichgesetzt wird. Wenn ich zu jemanden sag: “google das mal nach”, dann öffnet der bestimmt nicht Bing 😉

  3. Michael Schachner Avatar

    Sehr interessante Zusammenfassung. Meiner Meinung nach hat Bing auch für Suchanfragen auf deutsch bereits große Fortschritte gemacht und steht Google kaum um etwas nach. Bings Layout und Anzeige von Search Features sind derzeit schon knapp überlegen. Aber damit User ihre “Stammsuchmaschine” wechseln muss schon mehr passieren.

    MfG, Michael

  4. Markus Avatar

    yahoo hat meiner meinung nach vor längerer zeit den fehler gemacht das angebot zu sehr aufzublähen. yahoo ist für mich ein “portal” während google für mich eine suchmaschine ist. jetzt einfach mal von den jeweiligen startseiten aus gesehen. klar hat google auch noch andere angebote, aber die startseite der suche ist für mich ausschlaggebend. ich geb google.de ein und die seite ist da ohne schnickschnack.

  5. Sascha Avatar

    Ich sehe das genau so wie Markus, wenn ich Yahoo öffne werde ich erstmal erschlagen, wofür ?
    Wie viele Ihre Webseiten mit irgenwelchen Schnickschnack versehen, geschieht dieses auch bei den Großen. Bing haut da in die Kerbe von Google, wobei ich denke das die Marktanteile nicht wirklich steigen werden

  6. Martin Avatar

    Bing ist bingo!
    Auf die Anfrage “Spanischkurse Spanien” liefert Bing 10 Ergnisse von uns auf der ersten Seite, das ist großartig, ich zweifle aber ob das wirklich eine Verbesserung darstellt gegenüber Google. Für uns mit unseren kleinen individuellen Seiten mit der gleichen IP wäre Bing toll…

  7. Melanie Avatar
    Melanie

    Nach dem ersten BING-Hype, kann man sicherlich sagen, dass sich der SUMA-Dienst – zumindest in Deutschland – nicht durchgesetzt hat. Ich glaube auch nicht, dass es nochmal kommen wird. Da müsste Google sich schon einen dicken Patzer leisten, so dass die Stimmung stark umschlägt.

    Ich selber nutze Bing auch nicht. Ich kann noch nicht mal vernünftig erklären warum. Es ist einfach Gewohnheit. Aber auch die kann man ablegen. In meiner Web-Anfangszeit war yahoo meine erste Wahl – auch noch sehr lange als google schon lange nr. 1 war. Aus Gewohnheit halt.