Bing in der Schuldenkrise

Bing hat bereits 5,5 Milliarden Dollar Verluste eingefahren

Die Suchmaschine Bing steigert im Laufe der Zeit deutlich ihre Verluste. Gewinne gibt es nicht.  Seit dem Start von Bing im Juni 2009 sind Verluste von 5,5 Milliarden US-Dollar angefallen. Seit dem Beginn der Veröffentlichung finanzieller Zahlen für die Online-Sparte von Microsoft, Anfang 2007, summieren sich die Verluste sogar auf 9 Milliarden US-Dollar.

Mit der Suchmaschine macht man Gewinn oder Verlust

Schaut man sich Google an, kommt der Gedanke auf, eine Suchmaschine sei eine “Gelddruckmaschine”. Wahnsinnige Gewinne, Milliarden über Milliarden. Allein 9,3 Milliarden Dollar Einnahmen im 2. Quartal 2011. Bing stellt sich als krasses Gegenteil dar.  Milliarden, über Milliarden müssen als Verlust geschrieben werden. Wie der Schuldenverlauf der Online-Sparte von Bing aussieht, hat CNN-Money prima dokumentiert.

 

Schuldenverlauf Bing-Online
Deutlich ansteigender Schuldenverlauf der Microsoft Online-Sparte seit 2007

 

Bing – ein Faß ohne Boden?

Microsoft lässt scheinbar keine Gelegenheit aus, Geld in das “Online-Fass ohne Boden” zu schleudern. Geld das nicht den geringsten Gewinn bringt. Im Gegenteil, die Verluste steigen, steigen, steigen. Nicht eingerechnet sind die Verluste, die vor dem Beginn dieser Zeitleiste engefahren wurden. An der Suchmaschine von Microsoft wurde ja bereits im Jahr 2003 entwickelt. Steve Ballmer, chef von Microsoft, erklärte damals, Google sei keine mystische Angelegenheit. Die Websuche hat nichts mit Magie zu tun. Man benötigt gute, harte Arbeit und “Hardcore-Software” um relevante Ergebnisse zu liefern.

Steve Ballmer, bereute im März 2004 den späten Einstieg in den Suchmaschinenmarkt. Die Zusammenarbeit mit Overture war zu diesem Zeitpunkt absolut attraktiv. Die Entwicklung einer eigenen Technologie zur Schaltung von Online-Anzeigen war kein Schwerpunkt. Die Microsoft-Suchmaschine für das Internet jedoch wurde entwickelt.

Microsoft startete mit der Entwicklung einer Suchmaschine fünf Jahre nachdem Google offiziell den Suchmaschinenmarkt betrat. Für die technologische Entwicklung bedeutete das einen sehr langen Zeitraum. Vielleicht eine zu lange Zeit. Google war frühzeitig gut beraten, das Unternehmen deutlich zu erweitern. Mit den zehn Mitarbeitern, über die Google zum Start im September 1998 verfügte, wäre Google von anderen Unternehmen technologisch und mit geballtem Wissen überholt worden. ein starkes Wachstum war zwingend um nicht aus dem Markt gedrängt zu werden. Heute verfügt Google nicht über hunderte oder einige tausende Mitarbeiter. Stolze 28 786 Mitarbeiter erwähnt der Quartalsbericht 2.Quartal 2011.

Natürlich sind längst viele Google-Mitarbeiter mit dem “Drumherum” der Suchmaschine, mit Service und Gewinnmaximierung beschäftigt. Dennoch dürften sich einige tausend Mitarbeiter direkt oder indirekt mit dem Betrieb und der Weiterentwicklung der Suchmaschine beschäftigen. Mannjahre an technologischem Vorsprung, der die nicht so einfach aufzuholen sind.

Bing mit guter Marktentwicklung

Die Marktentwicklung von Microsofts Suchmaschine Bing zeigt im Prinzip einen guten Verlauf. Seit dem offiziellen Start von Bing im Juni 2009 konnte Microsoft die ständig schrumpfenden Marktanteile in Wachstum umkehren. Laut Comscore stiegen die Marktanteile von 8,4%, zum Start von Bing, auf  14,7%. CNN Money stellte fest, dass die von Microsoft gewonnenen Anteile niemals zu Lasten von Google gingen. Kannibalisiert wurden kleinere Anbieter wie Ask.com und die AOL-Suche. Selbst Yahoo!, Partner im Suchmaschinenpakt, musste im Laufe der Zeit Marktanteile an Microsft abgeben. Im August 2011 verzeichnet ComScore für Google eine Einbuße von 0,3% auf 64,8% Marktanteile. Microsoft hingegen wuchs im August 2011 um 0,3% auf  14,7%. Ist das die Kehrtwende?

CNN Moey beruft sich auf mehrere Analysten die einhellig der Meinung sind, Microsoft benötigt mindestens 25% bis 30% des Marktanteiles um profitabel zu sein.

Gemessen an dem Wachstumsverlauf seit dem Start von Bing würde das in etwa 8 bis zehn Jahren der Fall sein. Würde man den Schuldenverlauf der letzten beiden Jahre einfach lienear, statt  steigend, fortzählen, ergäben sich im Verlauf von 8 Jahren weitere 22 Milliarden Verluste. Unwahrscheinlich, dass die Aktionäre von Microsoft solch ein Milliardengrab über viele Jahre tragen. Einige Analysten vertreten die Auffassung, Microsoft könnte bereits in 3 bis 4 Jahren profitabel sein. Also “nur noch” weitere 11 Milliarden Verlust? Microsoft hat gar keine andere Wahl, als den Anlegern mit der Flucht nach vorne zu begegnen.

Bing wird das Web neu organisieren

Qui Lu, Präsident der Microsoft Online Services erklärt, die Weiterentwicklung von Bing wird das Web neu organisieren.  Dafür will Microsoft sein Netzwerk an Produkten und Partnerschaften so weiterentwickeln, dass ein besseres Verständnis entsteht, was die Nutzer wollen, nachdem sie eine Suchanfrage eingetippt haben. Partnerschaften hat Bing beispielsweise mit Facebook und der mobilen Nokia-Sparte.

Bing kann Google nicht ausgoogeln

Microsoft will und kann Google nicht ausgoogeln, erklärt Qui Lu. Microsoft muss stattdessen das Spiel fundamental ändern. Bing soll schrittweise ein semantisches Verständnis vom Web bekommen. Bing soll dann in der Lage sein, Fragen zu verstehen, die in natürlich formulierter menschlicher Sprache übermittelt wurden.

Nach fundamentaler Änderung des Spieles hören sich diese Argumente jedoch nicht an. Mit Suchanfragen in natürlicher Sprache argumentierte die Suchmaschine Altavista vor rund 10 Jahren. Welche Bedeutung hat Altavista heute?  Powerset nannte sich eine Suchmaschine die Fragen, formulierrt in natürlicher Sprache, beantworten wollte. Seit August 2008 ist Powerset Bestandteil von Microsoft.

Konkurrent Google wartet nicht darauf, von Microsoft eingeholt zu werden. Auf die Partnerschaft zwischen Microsoft und Facebook hat Google eine eigene Antwort gefunden, Das Google Plus Projekt, G+. Die Smartphone Allianz zwischen Microsoft und Nokia beantwortet Google mit dem Kauf von Motorola. Offiziell stand beim Erwerb von Motorola allerdings der Erwerb von Patenten im Vordergrund.

 Microsoft gegen Google – Kampf der Giganten

Der Kampf zwischen Microsoft und Google um die Vormachtstellung im Suchmaschinenmarkt wird andauern und mit deutlicher Energie ausgetragen. Wobei es für Google um fast alles geht. Die Suchmaschine mit den daraus resultierenden Werbeeinnahmen ist immer noch die stützende Säule und Fundament von Google. Microsoft wäre sicherlich nicht glücklich, das Rennen zu verlieren, würde aber ohne Suchmaschine keinesfalls in seiner Existenz als Unternehmen bedroht.

Die Wahrscheinlichkeit, dass eines Tages ein kleines Startup kommt, wie einst Google, und die führenden Giganten vom Suchmaschinenthron stösst, sinkt mit jedem Tag. Die Suchmaschinen, die in den vergangenen 10 Jahren antraten, die Spitze im Suchmaschinenmarkt zu übernehmen, sind nicht gezählt. Geschafft hat es kein einziges Unternehmen. Die hoffnungsvollsten Startups wurden von den grösseren, mächtigeren Konkurrenten aufgekauft. Anhand von Microsoft wird ersichtlich, dass nur mit Milliarden-Investitionen überhaupt eine Chance besteht, am Markt bedeutsame Anteile zu erringen. Gepaart mit einem Korpus von Talenten, die ihre genialen Ideen in das Projekt einfliessen lassen.

Siehe auch:

CNN Money
Microsoft’s plan to stop Bing’s $1 billion bleeding


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2 responses to “Bing hat bereits 5,5 Milliarden Dollar Verluste eingefahren”

  1. adalo Avatar

    Das sind schon beeindruckende Zahlen. Ich glaube zwar, dass Bing in nächster Zeit durchaus noch ein wenig mehr zulegen werden kann. Vielleicht in den nächsten 2 Jahren auf 20% aber Google wird weiterhin die unangefochtene Nr. 1 in den nächsten Jahren bleiben. Außer jemand stellt einen Algo auf, der wirklich mit einem kommunizieren kann und eine “wirkliche” künstliche Intelligenz hat. Sollte Bing irgendwann mal Google überholen, braucht höchstwahrscheinlich keiner mehr eine Suchmaschine 😉

  2. […] vergangenen Jahre als ‘Cashcow‘ diente und in die Microsoft mit Bing bereits Milliarden investierte. Apples Ansatz: ‘Nutzer wollen nicht suchen sondern Antworten auf ihre Fragen.’ Dabei […]