Nun darf jeder interessierte Mensch am sozialen Netzwerk von Google, mit dem umständlichen Namen Google Plus Projekt, teilnehmen. Als Kurzform des Namens wird häufig Google Plus oder kurz G+ verwendet. Nun stellt sich also die Frage, warum soll man sich in die Kreise von G+ begeben? Es gibt doch bereits so viele soziale Netzwerke.
Ein soziales Netzwerk ist fast so etwas wie ein Kleidungsstück. Entweder es passt oder es passt nicht. Nur durch probieren lässt sich erfahren, ob G+ eine neue Erfahrung bietet.
Was bietet Google Plus?
Google Plus ist eine Mischung aus Facebook und Twitter und doch ganz einzigartig. Wie in jedem sozialen Netzwerk gibt es den Stream, den endlosen Strom der Meldungen anderer Netzwerkteilnehmer. Wieviele Nachrichten das sind, hängt vor allem davon ab, wen man in seinen Kreisen hat. Kommunikative Personen speisen viele ihrer Gedanken in das Netzwerk. Andere sind eher zurückhaltend.
Jeder Nutzer hat die freie Wahl anderen Nutzern zu folgen. Wenn ich eine Person zu einem meiner Kreise hinzufüge, muss diese Person nicht gleichzeitig mir folgen. Diese asynchrone Form der Beziehungsgestaltung macht die Nutzung von Google Plus lockerer. Es gibt keine Verpflichtungen anderen zu folgen. Dennoch hat sich teilweise eine Verhaltensform herausgebildet, die auf Twitter zu beobachten ist. Folgst Du mir, folge ich Dir. Das ist für Personen interessant, die eine hohe Reichweite erreichen möchten.
Videokonferenz auch per Smartphone
Mit Hangout hat Google eine Funktion geschaffen, die ad-hoc Videokonferenzen für bis zu 10 Personen erlaubt. Mit dem offiziellen Start von G+ kann Hangout auch auf dem Android Smartphone genutzt werden. Eine Anwendung für das iPhone “kommt in Kürze” erklärt Google im Blogpost. Die neue Funktion “Hang Out on Air” ermöglicht, von der Videokonferenz eine öffentliche Übertragung anzubieten. Eine spannende Möglichkeit anderen Personen die Beobachtung eines Ereignisses zu ermöglichen.
Suchfunktion für Google Plus
G+ bietet mit dem heutigen offiziellen Start mehr Möglichkeiten, mehr Komfort. Endlich kann man in den Beiträgen von G+ suchen. Laut Google werden täglich mehr als eine Milliarde Inhalte geteilt. Wobei jeder Kommentar, jeder Link, jedes Photo einen eigenen Inhalt darstellt.
Erstaunlich, dass der Suchmaschinenbetreiber so lange benötigte die Suchfunktion einzubinden. Im Gegensatz zum Konkurrenten Facebook ist man als Nutzer nun nicht mehr darauf angewiesen, den Nachrichtenstrom ständig zu verfolgen. Das geht auch gar nicht, wenn die persönlichen Kreise mehreres 100 Personen umfassen.
Wie gewohnt einfach einen Suchbegriff in die G+ Suchmaske eingeben. Die Treffer werden als “best of” überschrieben, was wohl einer gewissen Relevanz gleichzusetzen ist. Ganz im Design von G+ werden die Treffer nicht mehr auf Ergebnisseiten mit jeweils 10 Treffer angezeigt. Klickt man unter den Treffern “More” verlängert sich die Trefferliste. “Most recent” bringt die zeitlich jüngsten Treffer an die Spitze der Resultate.
Facebook schaute Google Plus frühzeitig auf die Finger
Mark Zuckerberg, Chef und Gründer von Facebook, gehörte zu den ganz frühen Teilnehmern im Google plus Netzwerk. Nicht um sich darzustellen, das hat er gar nicht nötig. Zuckerberg wollte sofort wissen, wie sich der Konkurrent anfühlt, was der Konkurrent zu bieten hat. Das hatte Folgen für Facebook. In den vergangenen Wochen wurden bei Facebook Änderungen eingeführt, die sehr viel Ähnlichkeit mit Funktionen von Google haben.
Wie gut das Netzwerk nutzbar ist, welche Funktionen es bietet, wird darüber entscheiden, wo sich die Nutzer hingezogen fühlen. Zunächst wird die Masse der Nutzer 750 Mi.. weltweit, (etwa 22 Mill. in Deutschland) aber dafür sorgen, dass Facebook das führende Netzwerk bleibt.
Google Plus als Identitätsdienst
Der Spiegel erklärt, Eric Schmidt, früherer Google-Chef, jetzt Aufsichtsratsvorsitzender von Google, bezeichnet Google Plus als Identitätsdienst. Eric Schmidt wird zitiert:
In einer Welt asynchroner Bedrohungen ist es zu gefährlich, auf eine Möglichkeit zu verzichten, Menschen zu identifizieren. Wir brauchen einen Namensdienst für Menschen. Regierungen werden das verlangen.
Diese Aussage schreibt der Spiegel ebenfalls Eric Schmidt zu:
Einige Menschen sind einfach böse und wir müssen in der Lage sein, sie zu identifizieren und herunterzustufen.
Soso, da gibt es die Bösen und die Guten. Das heisst dann wohl im Klartext, Google wird zum Richter im Internet. Vielleicht auch zu Robin Hood. Das Problem ist nur, dass Google kaum in der Lage sein wird unvoreingenommen zu urteilen.
Google Manager Vic Gundrota erklärt heute ebenfalls die Wichtigkeit der Identität:
Unsere Herausforderung ist, Google+ zu einem geeigneten Ort zu machen, um diese Menschen zu finden. Zu einem Ort, wo Nutzer ihre Identität ausdrücken und miteinander kommunizieren können.
Personen die besser daran tun, ihre Identität zu verschleiern, wie Angehörige sozialer Minderheiten, Stalker Opfer, Frauen die Belästigungen fürchten, Oppositionelle in autoritären Staaten usw. (siehe auch My Name Is me), alle die ihren richtigen Namen nicht nennen wollen oder können, sollten nach Ansicht von Schmidt das Netzwerk lieber meiden. Niemand wird gezwungen dem Netzwerk beizutreten.
Wie sieht es aber mit dem sozialen Zwang aus? Spätestens wenn Freunde, Bekannte, Kollegen, die Familie, das gesamte persönliche Umfeld ein soziales Netzwerk nutzen, dann wird es schwer sich heraus zu halten. Möglicherweise mit bedeutsamen Kosequenzen.
Generell liegt das Problem der Enthüllung von Identitäten bei allen sozialen Netzwerken. Facebook verlangt ebenfalls die echte Identität, geht jedoch nicht so rigoros gegen Accounts vor, die Pseudonyme nutzen. Wer in Business-Netzwerken wie Xing oder Linkedin unterwegs ist, wird kaum auf den Gedanken kommen, sich hinter einem Pseudonym zu verbergen. Anonyme Geschäftspartner, Bewerber usw. sind in der Geschäftwelt einfach nicht gewünscht.
Was passiert mit den Identitäten der Google Plus Nutzer? Vorauseilender Gehorsam also gegenüber den Regierungen dieser Welt? Das Verhalten von Google wird hoffentlich noch viele Diskussionen in der Öffentlichkeit aufwerfen.
Im Web:
Blogbeitrag zum offiziellen Start von Google Plus:
Google+: 92, 93, 94, 95, 96, 97, 98, 99… 100.
Comments
2 responses to “Das soziale Netzwerk Google Plus ist offen für alle”
Google sollte eher an sich selbst arbeiten als versuchen andere böse Menschen zu identifizieren.
So gut einige Funktionen von Google auch sind, Fuß in der SM-Welt wird Google wohl nur fassen, wenn Sie Twitter oder Facebook übernehmen. Ich vermisse bei Ihren Community-Ideen die Wärme. Alle Ihre Tools (Suchfunktion, Analytics, etc) sind nützlich aber Ihnen fehlen das schöne Design und eine tolle Ausstrahlung. Außerdem wird immer alles so krampfhaft. Solche Portale werden nur dann groß, wenn sie aus einer guten (beiläufigen) Idee stammen und sie sich selbst vermarkten durch die Genialität und Einzigartigkeit.