Google Bombs und kein Ende

Spätestens mit der Amtsübernahme des neuen US-amerikanischen Präsidenten Barack Obama stellt sich die Frage, ob und auf welche Weise noch immer Google Bombing funktioniert. Im Januar 2007 erklärte Google, mit einem Algorithmus zu arbeiten welcher die Google Bomben entschärfen kann.

Google Bomben entstehen, indem möglichst viele Webmaster motiviert werden, mit einem bestimmten Begriff auf eine ausgewählte Website zu verweisen. Die Website des US-Präsidenten beispielsweise. Früher wurde das Weisse Haus bzw. die Biografie des US-Präsidenten mit Begriffe wie

dumb motherfucker und miserable failure

auf dem vordersten Platz bei Google gefunden.

Nach grossem öffentlichen Interesse an diesem Thema sah sich Google zur Handlung gezwungen um mit praktischer Handlung den Vorwurf politischer Vorurteile auszuräumen. Im Januar 2007 wurde ein Algorithmus eingeführt, der Gras über die Angelegenheit wachsen liess. Die umstrittenen Begriffe brachten nicht mehr den US-Präsidenten auf den ersten Platz.

Weiterhin funktionierten Begriffe wie
failure und cheerful achievement.

Danny Sullivan deckte diesen Umstand anlässlich der Amtseinführung von Barack Obama auf. Wenige Stunden nach der Veröffentlichung eines Beitrages auf seiner Website Search Engine Land mit dem Titel Obama is “Failure” at Google and “Miserable Failure” at Yahoo, am 23.01.2009, rankten die Seiten des Weissen Hauses nicht mehr vorne.
Am 24.01.2009 kam die Erwiderung auf dieses Posting über das Google Public Privacy Blog. Am 25.01.2009 sah sich Matt Cutts genötigt in ungewöhnlich offener Weise über die Algorithmen zu berichten.

Demnach gibt es zwei Algorithmen welche sich mit den Google Bombs beschäftigen. Ein Algorithmus dient zur Erkennung der Google Bombs. Dieser Algorithmus ist sehr aufwendig, benötigt sehr viel Rechenkapazität und wird nur relativ selten aktiviert. Im Jahr 2008 lief laut Matt Cutts, Google-Ingenieur, der Erkennungsalgorithmus ca. 5 bis 6 mal. Der zweite Algorithmus entschärft dier Google Bombs und ist ständig aktiv.

Die Seiten des weissen Hauses enthalten diese Begriffe verständlicherweise nicht. Der Ranking-Algorithmus von Google beruht in hohem Mass auf der Bewertung einer Webseite durch andere Seiten. Wenn also viele Websites der Meinung sind, hier handle es sich um einen dumb motherfucker dann nimmt der Google Algorithmus dies als Meinung der Öffentlichkeit und rankt die Seite für diesen Begriff ganz vorne. Es müssen nur genügend Verweise zusammenkommen.

Nach dem Amtsantritt von Barack Obama und dem Bericht von Danny Sullivan handelte Google und sorgte dafür, dass eher Diskussionen über diese Begriffe vorne gerankt werden, als die betreffenden Seiten. Am Samstag nach der Amtseinführung sendet Matt Cutts schnell noch ein Posting in das Public Privacy Blog von Google. Vertreter von Google werden nicht müde zu betonen, dass es sich um rein algorithmische Einflüsse handelt, keine manuellen Eingriffe in den Index. Angeblich benötigt der Algorithmus zum entschärfen des Google Bombings erhebliche Computer-Kapazitäten und läuft deshalb nicht ständig. Es handle sich nur um einen äusserst geringen Anteil Suchanfragen, die betroffen sind.

Gewiss ist es so wie Matt Cutts argumentiert. Die Anzahl der Berichte über das Google-Bombing übertrifft weitaus die Zahl der Google Bomben. Zumindest der Google Bomben, welche in das Rampenlicht der Öffentlichkeit gelangen. Allerdings werden nur sehr wenige Fälle des Google Bombings wirklich offenkundig. Es sind eher Fälle welche ohne Gewinnabsicht eine Beinflussung des Rankings vollziehen, wie im Fall des US-Präsidenten.

Diese Google Bombs sind gewiss nur die Spitze des Eisberges. Google Bombing für kommerzielle Zwecke wird hingegen als Spam bezeichnet. Das kommerziell ausgerichtete Google Bombing dürfte den weitaus grösseren Anteil der Versuche ausmachen, die Algorithmen der Google Suchmaschine für eigene Zwecke auszunutzen.

Es ist nicht unbedingt in Googles Interesse, dass zu viel über dieses Thema diskutiert wird, denn hier wird deutlich eine Schwachstelle im System aufgezeigt. Die Schwachstelle ist in Fachkreisen natürlich lange bekannt und wird ausgenutzt. Die Schwachstelle könnte aber das Gro der Nutzer, welche ohne tieferes Wissen Google nutzen, zum nachdenken anregen, ob die Ergebnisse wirklich so objektiv sind wie sie sein sollten. Oder ob vielleicht eher die algorithmisch zentrierte Berechnung für Ergebnisse sorgt, die gar nicht so perfekt sind wie es mitunter aussieht. Menschen vertrauen der Suchmaschine soweit, dass viele Nutzer glauben, Firmen die vorne gerankt werden, sind wichtige und vertrauenswürdige Firmen. Wird zuviel über die Einflussmöglichkeit des Google Rankings aus der Welt der Technik-Interessierten in die Nutzerwelt transferiert, könnte das einen Vetrauensverlust zur Folge haben.

Google als Marktführer erhält viele Anfragen, welche das Ranking in Frage stellen und eine Korrektur fordern. Google zieht sich (fast) immer auf die Position zurück, das Ranking wird algorithmisch ermittelt, eine manuelle Einflussnahme sei nicht möglich. Rein technisch ist der manuelle Eingiff kein Problem. Würde dieser aber zum Instrument, gäbe es wohl zahlreiche Firmen die versuchen würden, sich eine vordere Position einzuklagen. Die scheinbare Objektivität der Google-Algorithmen würde ins wanken geraten mit wahrscheinlich nicht absehbaren Folgen für Google, als Suchmaschinenbetreiber.

Die Google Bombs werden weiterhin die Öffentlichkeit beschäftigen. Vielleicht nicht mehr im Falle des US-Präsidenten, aber es gibt genügend Ländern in denen ähnliche Aktionen laufen. Nach einem Bericht der Süddeutschen listet das bulgarische Wort “proval” (scheitern) bei Google die Website der bulgarischen Regierung an vorderster Stelle.

Laut Matt Cutts sind die Algorithmen zur Erkennung der Google Bombs nicht 100% perfekt. Der Einfluss der Google Bombs wird durch die Algorithmen minimiert. Google muss sehr vorsichtig sein, mit der Eindämmung der Google Bombs, weil eine Änderung, bezüglich der Bewertung der Linkalgorithmen, unweigerlich Folgeschäden nach sich zieht.

Weitere Beiträge zum Google Bombing:

Google Bombs talentless hack, dump motherfucker
Google Bomben, Linkfarmen und Webspam
Google entschärft Bomben

Googlee Public Policy Blog:
Dedecting new Googlebombs
Weblog Matt Cutts:
Detecting Googlebombs


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