Vor wenigen Tagen, am 27. Juni 2011, fand ein PageRank Update statt. Rund 5 Monate nach dem jüngsten PageRank Update im Januar 2011. Was ist PageRank heute? Welche Einfluß hat der Google PageRank auf das Google Ranking? Was bedeutet es, wenn der PageRank auf der Skale von 0 bis 10 einen Punkt mehr oder weniger erreicht hat? Webmaster legen ganz großen Wert auf einen möglichst hohen PageRank oder ignorieren ihn völlig. Gemeint ist der PageRank, welcher über die Google Toolbar übermittelt wurde, nicht der Wert mit dem Google intern rechnet. Nur über die Google Toolbar werden Werte in die Welt ausserhalb von Google übermittelt.
Der Google PageRank – Was ist PageRank?
Der PageRank war für Google die wichtigste Technologie während der Entwicklung und in der Frühzeit der Suchmaschine. 1998 war die Bewertung von Webseiten mit dem PageRank eine Revolution der Websuche. Es wurde nicht nur die einfache Übereisntimmung von Suchanfrage und Text in den gecrawlten Seiten bewertet, sondern die Links und de Qualität der verweisenden Seiten als Qualitätsfaktor verwendet. Die Qualität der Suche stieg deutlich. Jeder Link galt als eine demokratische Stimme. Aber nicht jede Stimme wurde gleich bewertet. Eine Seite, die viele Links von anderen Seiten erhält, bekommt einen höheren Wert als eine Seite mit wenigen Verweisen.
PageRank vererben
Eine sehr spannende Eigenschaft des PageRanks ist seine Fähigkeit, vererbt zu werden. Weist eine Seite mit hohem PageRank auf eine Seite mit niedrigerem PageRank, wird ein Teil des hohen PageRanks weiter gegeben. Das beeinflusst den Wert der gebenden Seite unwesentlich. Die empfangende Seite profitiert speziell bei einem hohen PageRank-Gefälle zwischen den Seiten.
PageRank alleine ist ungerecht – Dämpfungsfaktor und Traffic
So um das Jahr 2000 war es möglich, dass eine Seite, die von einer PageRank 8 Seite verlinkt wurde, selbst den PageRank 7 erhalten konnte. Das war sehr angenehm und führte zu Begehrlichkeiten unter Webmastern, ganz klar. Google hat im Laufe der Zeit den Dämfpungsfaktor verstärkt, was bewirkte, dass immer weniger vom wertvollen Linkjuice weiter gegeben wurde. Diese Entwicklung ist logisch. Es wäre nicht gerecht, wenn eine bisher unbekannte Seite nur deshalb dauerhaft prominent im Web wird, weil sie einmal von einer der stärksten Seiten im Web erwähnt wurde.
Realistischer wäre, so wie im richtigen Leben, dass eine einmalige Erwähnung zu einer zeitlich begrenzten höheren Prominenz führt. Die Auswertung des Traffics auf die Seite scheint dafür besser geeignet, als eine dauerhafte Auszeichnung mit hohem PageRank.
Seither wurde der PageRank umfassend erweitert und bot viel Anlass für Missverständnisse.
PageRank umfassend erweitert
Im Juni 2006 wurde ein PageRank Patent bestätigt, das weitere Kriterien für die Berechnung des PageRanks einbezog. Dazu gehörten:
- Geringere Bewertung von lokalen Links innerhalb der Website
- Gewichtung der Linkdistanz
- Gut sichtbare Links im oberen Bereich einer Seite, oder in großer Schrift hervorgehobene Links, können höher bewertet werden
- Links von Seiten, die kürzlich geändert wurden, können höher bewertet werden
- Nutzungsdaten (Besucher-Traffic) können für das Ranking herangezogen werden
- Erhöhte Bedeutung der Ankertexte
Als äusserst unpraktisch erwies sich die Anwendung des PageRanks auf aktuelle Informationen. Aktuelle Nachrichten können einfach nicht so viele hochwertige Links bekommen wie ältere Seiten.
Probleme mit dem PageRank
PageRank lässt sich schlecht auf aktuelle Informationen anwenden. Die Berechnung des PageRanks benötigt Zeit und Verweise. Eine aktuelle Nachricht kann so wichtig sein, dass sie an die vorderste Stelle gehört, selbst wenn es keine oder nur sehr wenige Verweise darauf gibt. Google ging einen Kompromiss zwischen Vertrauenswürdigkeit und Aktualität ein.
Forschungsdirektor Peter Norvig erklärte dann auch im vorigen Jahr: PageRank ist ein primitiver Maßstab für Glaubwürdigkeit
PageRank nicht als Erfolgsfaktor betrachten
Im jüngsten Blogpost geht Google noch einen Schritt weiter, die Bedeutung des PageRanks herunter zu spielen. PageRank soll nicht als Erfolgsfaktor für eine Website angesehen werden. Für den Erfolg gibt es bessere Werte. Klickraten und Konversionsraten.
- Klickraten sagen etwas darüber aus, wieviele Besucher auf die Website gelangen, im Verhältnis zur Einblendungsrate des Treffers in den Suchergebnissen.
- Die Konversionsrate zeigt, wie viele der Besucher tatsächlichen einen Vorgang eingeleitet haben, der den Umsatz steigert. Auch die Bounce-Rate ist ein wichtiges Kriterium, erklärt Google.
- Bounce werden Besuche genannt, die ausschliesslich einer einzigen Seite gelten, ohne einen Wechsel auf eine oder mehrere andere Seiten des Angebotes.
Daraus folgt, für Webmaster zählt der Erfolg in Form von Umsatz, wie auch immer dieser Umsatz aussieht.
PageRank ist eine gute Voraussetzung um erfolgreich zu sein, jedoch keine Garantie für den Erfolg!
PageRank Szenario
Lassen Sie uns in das reale Leben schweifen um die Bedeutung des PageRanks zu erkunden. Völlig abseits von allen mathematischen Berechnungen.
In großen Städten gibt es Straßen oder kleine Viertel, wo besonders viele Restaurants angehäuft sind. Die Restaurants profitieren von der guten Lage, haben gute Chancen darauf, ausreichend Kunden zu bekommen. Die gute Lage ist der PageRank. In so einem Viertel machen zwei Restaurants auf. An der gleiche Strassenkreuzung. Häufig lässt sich in dieser Situation beobachten, dass ein Restaurant “bombig” läuft, ständig mit Gästen gefüllt ist. Das andere Restaurant, unterscheidet sich auf den ersten Blick nur wenig, doch nur selten kommen Besucher in das Restaurant. Ein Restaurant hat es also verstanden, mit einem überzeugenden Konzept einschliesslich Service und gefragter Angebote, etwas aus der guten Lage, dem PageRank zu machen. Das andere Restaurant hat zwar den gleichen PageRank, die gute Lage, ist dennoch nicht erfolgreich.
Andererseits gibt es in der gleichen Stadt diverse erfolgreiche Restaurants, die es schaffen, ohne den Vorteil der guten Lage, kräftigen Umsatz zu erwirtschaften. Ich denke an den freundlichen Griechen, der, wann immer es seine Zeit erlaubt, mit seinen Gästen ein nettes Schwätzchen unterhält. Zur Begrüssung gibt es einen Schnaps und zum Abschied ebenfalls. Die Inneneinrichtung ist gemütlich, das Personal warm und herzlich. Die Besucher kommen, obwohl das Restaurant über einen niedrigen PageRank, eine beinahe abgeschiedene Lage, verfügt. Der Parkplatz am Restaurant sorgt dafür, dass die Besucher das Restaurant bequem mit dem Auto erreichen können. Der Kraftfahrer muss auf die freien Schnäpse verzichten. Der Besucherandrang reisst deswegen nicht ab.
Wieder zurück ins Web lässt sich feststellen, dass eine Website im Web nicht automatisch erfolgreich ist, weil die Startseite einen PageRank 6 oder 7 hat. Mit dem richtigen Online-Marketing sind Websites erfolgreich, die einen PageRank von 2, 3 oder 4 aufweisen.
Links mieten, die PageRank vererben, ist nicht erlaubt
PageRank ist kein Erfolgsfaktor, aber eine gute Voraussetzung dafür. Deshalb wird der PageRank auch zukünftig interessant bleiben.
Webmaster sollten sich vor Augen führen, dass PageRank von anderen Faktoren wie etwa dem Aktualitätsbonus im Ranking ausgestochen werden kann. Nutzer die bei Google angemeldet sind, erhalten personalisierte Treffer, die eigene Vorlieben berücksichtigen. Komponenten sozialer Netzwerke sind zusätzlich in der Lage, die Trefferliste neu zu mischen, ohne Berücksichtigung des PageRanks.
Weil PageRank immer noch eine massgebliche Bedeutung für das Ranking hat, wird Google erkannte Manipulationsversuche weiterhin bestrafen. Links “kaufen oder verkaufen” um den PageRank zu beeinflussen bleibt aus der Sicht von Google weiterhin “strafbar”.
Genauer formuliert müsste man von mieten und vermieten von Links sprechen. Alle bekannten Modelle beruhen auf einer Miete, die fast immer monatlich zu entrichten ist. Wird das Vetragsverhältnis abgebrochen, sind die einst gemieteten Links verloren. Gekaufte Links würden hingegen, nach der einmaligen Entrichtung eines Kaufpreises, “für immer” bestehen.
Was ist der PageRank heute?
Welchen Nutzen bringt die Anzeige des PageRanks in der Google Toolbar?
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Webmaster können Bestrafungen besser erkennen
Beispielsweise bestraft Google Seiten, die mehrere ungültige Links aufweisen oder Verweis in “schlechte Nachbarschaft”. Bestrafungen betreffen immer Einzelseiten, da der PageRank ein Wert ist, der für jede einzelne Seite angewendet wird. Möchte Google eine ganze Webpräsenz bestrafen, dann wird fast immer die Startseite im PageRank herunter gestuft.
Diese Strafen haben einen eher symbolischen Charakter, da erfahrungsgemäss der Traffic zur Website unbeeinflusst bleibt. Warum das so ist wird im Beitrag von Vanessa Fox (ehemalige Googlerin) deutlich. Die Google-Toolbar wird von einem Team betreut, welches nicht an das Search-Team gebunden ist. So wird unabhängig vom Search Team entschieden, welche Features in die Google-Toolbar eingebunden werden.
Ganz klar würde die Google Toolbar deutlich an Attraktivität einbüssen, wenn die PageRank-Anzeige nicht mehr vorhanden wäre.
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PageRank ist ein Zeichen für Vertrauen, nicht für Erfolg
Vertrauen und Erfolg sind bei Google relativ dicht gekoppelt. Webseiten mit einem sehr hohen Vertrauen, sind nicht zwangsläufig, aber ziemlich häufig erfolgreich. Websites, für deren Startseite die Google-Toolbar einen PageRank 8 oder mehr zeigt, können beinahe auf Anhieb als erfolgreich angesehen werden. Natürlich gibt es auch erfolgreiche Websites mit geringerem PageRank, wie im obigen Beispiel erklärt. Nur wer es versteht, das mit dem PageRank gesetzte Vertrauen umzusetzen, wird erfolgreich sein.
PageRank und MozRank
Ein Problem bleibt weiterhin, dass der PageRank unregelmässig und in sehr großen Abständen üner die Google Toolbar veröffentlicht wird. Intern rechnet Google mit deutlich aktuelleren Werten. Eine gute Annäherung an den Wert, den Google intern verwendet, stellt der MozRank dar. Ein deutlich geringerer PageRank als der MozRank weist sehr häufig auf eine manuelle Abstrafung hin.
PageRank ist ein Signal unter vielen – ein Wichtiges
Neben dem PageRank gibt es seit den frühesten Zeiten von Google weitere Bewertungsfaktoren.
Schon im Grundlagenpapier über die Suchmaschine Google The Anatomy of a large Scale Engine wurde beschrieben, dass der Ankertext eines Verweises der Seite “gutgeschrieben” wird, auf die verwiesen wird. Wörter, die mit grösserem Font und/oder fett ausgezeichnet werden, bekommen eine höhere Bedeutung. Dem Vorkommen des Suchbegriffes in URL, Seitentitel, Ankertext oder Meta-Tag wird besondere Bedeutung beigemessen. Auch die Positon der Worte und ihre Nähe zueinander spielt eine Rolle.
Die Nutzung unsichtbarer Meta-Daten wurde schon damals als uneffektiv für Suchmaschinen bewertet. Jeder Text, der nicht direkt auf der Seite sichtbar ist, wird zur Manipulation der Suchmaschinen missbraucht.
Heute und seit vielen Jahren spricht Google von mehr als 200 Signalen für das Ranking. Bing (Microsoft) erwähnte rund 1000 Signale für das Ranking. Google lässt sich nicht auf einen unsinnigen Wettstreit um die meisten Rankingsignale ein. Bei mehr als 400 jährlichen Änderungen an Rankingsignalen, dürften jedoch jedes Jahr zahlreiche neue Signale hinzukommen.
Die Zahl der Signale für das Ranking liegt nach meiner Einschätzung deutlich über 200. Der PageRank ist nur ein Signal davon. Ein direkter Vergleich von Webseiten mit einem PageRank 3, 4 oder 5 ist mitunter schwer möglich. Vergleicht man eine Seite mit einem PageRank von 3 mit einer Seite von PageRank 8, so wird wohl immer die PR 8 Seite den höheren Traffic, die höheren Besucherzahlen vorweisen können.
Google Webmaster Central Blog:
Beyond PageRank: Graduating to actionable metrics
Comments
4 responses to “Was ist PageRank heute?”
Das letzte PageRank update von Google ist meiner Meinung nach etwas zu Großzügig ausgefallen. Eine Domain von mir auf die nur zwei Links zeigten, hatte plötzlich einen PR2. Ob es nun daran lag das die verweisende Seite auch PR2 hatte, weiß ich nicht. Ist aber eher unwahrscheinlich da es nur ein unbedeutender Link im Footer einer anderen Website war. Der PageRank sagt heute wirklich nicht mehr so viel über ein Projekt aus. Da ist die Domain Pop wesentlich wichtiger. Ich setze mich in nächster Zeit mal ausführlichst mit diesem Thema auseinander um in Erfahrung zu bringen, wie viel Bedeutung man dem PR noch beimessen kann.
Viele Grüße Timo Kühne – Internet Marketer mit Leib und Seele
@Timo,
mit der Einführung der erweiterten PageRank Faktoren ist es deutlich schwieriger geworden, die Gründe zu verstehen, warum eine Seite einen gewissen PageRank aufweist.
Das jüngste PageRank Update hat nach meiner Beobachtung vor allem für diverse Websites mit höherem PageRank Einbussen beschert. Im Gegensatz dazu ist es im Bereich der niedrigeren PageRank Bewertungen etwas leichter geworden, voran zu kommen.
Die Startseite von Google.com hat nur noch einen PR 9. Es gibt Meinungen, dass Google sich selbst heruntergestuft hätte, wegen der Antitrust-Untersuchungen gegen Google. Wie auch immer, die Abstufung einer PR 10 Seite hat Auswirkungen auf das ganze PR-System. Insbesondere Seiten, die Google im höheren PageRank Bereich relativ nahe stehen, bekommen die Auswirkungen zu spüren.
Hallo Klaus, wie immer wunderbar erklärt. Und das “Bild”, das Du in “Szenario” gezeichnet hast, verdeutlicht auch den Nicht-Techies, wie das zu sehen bzw. einzuschätzen ist. Du bist einer der wenigen Experten, die dem PR noch eine wichtige Rolle zuschreiben, die meisten SEOs posaunen oft nur “PR, kannste vergessen” – richtig erklären können sie es aber meist nicht bzw. kommen mit Einzelbeobachtungen, die den Blick auf die Gesamtlinie oft deutlich vermissen lassen.
Ich stimme Dir vollumfänglich zu!
Mario, vollumfänglich danke !! ;-))