Google verspricht: Ende der Zensur in China

Seit dem Start von Google.cn Anfang 2006 unterwirft sich Google der chinesischen Zensur. Antworten zu Themen, welche von der chinesischen Regierung nicht gewünscht werden, bringen nur Resultate, die in das politische Bild der chinesischen Regierungsriege passen. Sehr begrüssenswert, dass dies nun anders werden soll. Was bewegt Google nach 4 Jahren Zensur zu diesem Schritt?

Im Dezember 2009 wurden sehr gezielte, ausgeklügelte Attacken mit Ursprung in China, auf die Infrastruktur des Unternehmens Google ausgeführt. Diese Attacken resultierten in den Diebstahl von geistigem Eigentum, welches nicht näher beschrieben wird. Ziel der Angreifer waren laut Google, die E-Mail Konten von chinesischen Menschenrechtsaktivisten. Nach bisherigen Untersuchungen im Unternehmen Google, sollen lediglich zwei Google Mailkonten gehackt worden sein. Aber auch diese seien nicht völlig einsehbar gewesen. Lediglich Datum und Betreffzeile konnten gelesen werden, nicht die Inhalte von E-Mails. Zusätzlich wurde entdeckt, dass dutzende E-Mail Konten von Personen aus Europa, China und den USA, die sich für Menschenrechte in China einsetzen, routinemässige Zugriffe durch Dritte erfahren. Dabei handelt es sich jedoch nicht um direkte Einbrüche. Vielmehr wird vermutet, dass die Zugangsdaten für den Fremdzugriff über Phishing und Malware erschlichen wurden.

Mindestens 20 weitere, bedeutsame US-Unternehmen aus Bereichen wie Internet, Medien, Technologie, Finanzen und Chemie sollen von den Attacken ebenfalls betroffen sein. Google ist dabei, diese Unternehmen zu benachrichtigen und arbeitet dafür mit den “zuständigen Behörden” zusammen.

Google beruft sich nun auf diese Attacken und die im vergangenen Jahr angestiegene Begrenzung der Meinungsfreiheit im chinesischen Internet.

Das Unternehmen Google, speziell die Führung in den USA, hat beschlossen, keine Zensur mehr an der chinesischen Version google.cn vorzunehmen. Mit der chinesischen Regierung sollen in den nächsten Wochen Gespräche geführt werden, wie eine ungefilterte Suchmaschine im Rahmen der chinesichen Gesetze betrieben werden kann. Google ist sich dessen bewusst, dass der Beschluss eine ungefilterte Suchmaschine in China zu fahren, dazu führen kann, dass Google.cn nicht mehr angeboten werden darf und die Google Büros in China geschlossen werden müssen.

Sicherlich im Zusammenhang mit den Attacken auf Google Mail-Accounts ist die Nachricht zu werten, dass Google Mail-Konten in der Standardeinstellung nur noch über das, mehr Sicherheit bietende, Protokoll https zu erreichen ist.

Der Vorgang nimmt derweil politische Dimensionen an. US-Aussenministerin Hilary Clinton sagt, sie warte auf eine Erklärung der chinesischen Regierung. Eine US-Geheimdienstexpertin sieht sogar die nationale Sicherheit der USA in Gefahr. Schaukelt sich eine politische Welle der Konfrontation empor? Wie umfangreich waren tatsächlich die Attacken und was haben sie wirklich erreicht? Es scheint, dass die Attacken sehr viel mehr bewirkt haben, als öffentlich diskutiert wird. Dieser Anlass zeigt wieder, kein Unternehmen im Internet ist unverwundbar. Mit steigendem Datenbestand wachsen die Begehrlichkeiten, die Informationen anzuzapfen.

Offizielles Google Blog: A new approach to China
Default https for Gmail

Menschenrechtsorganisation EFF: Uncensoring China: Bravo Google


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One response to “Google verspricht: Ende der Zensur in China”

  1. A new approach to China

    […] Google verspricht: Ende der Zensur in China […]