Ein am 05. Oktober veröffentlichtes US-Patent verrät etwas über die Absichten Googles, aus den hinterlassen Suchspuren der Nutzer Schlüsse zu sehen.
Mit der Menge der gefundenen Informationen durch Suchmaschinen, nimmt die Menge der Treffer zu, mit denen Nutzer konfrontiert werden. Dennoch ist nicht garantiert, dass die Treffer wirklich das Bedürfnis der Nutzer abdecken. Mit der Aufzeichnung des Nutzerverhaltens soll es möglich werden, Nutzer präziser mit Informationen zu versorgen. Die Nutzer sollen sich die eigenen Aktivitäten, grafisch aufbereitet, ansehen können.
Zu den Aktivitäten zählen Suchanfragen, Klicks auf Suchergebnisse, auf Werbeeinblendungen, Besuche von Webseiten, Klicks auf Werbung der besuchten Seiten. Es werden andere zu überwachende Aktivitäten aufgezählt: Instant Messaging, Teilnahme an Chaträumen, E-Mail Verwaltung, Erstellung und Änderung von Dokumenten sowie beliebige Aktivitäten die mit Dateien verbunden sind.
Die Aktivitäten könnten genutzt werden um die angezeigten Suchergebnisse zu beeinflussen. Bereits besuchte Seiten könnten z.B. im Suchergebnis weiter nach oben wandern. Das ist sicherlich ein Albtraum für Suchmaschinenoptimierer, denen die Möglichkeiten wegschwimmen, Suchresultate zu beeinflussen.
Die Vorlieben der Nutzer sollen ermittelt werden, einschliesslich bevorzugter Orte (z.B. Web-Seiten, bestimmte Dokumente in einem Netzwerk) die aufgesucht wurden. Informationen über diese bevorzugten Plätze könnten mit anderen Nutzern ausgetauscht werden.
Die Such- und Browser-Aktivitäten eines Nutzers sollen aufgezeichnet werden um sie später nutzen zu können. Dazu gehören auch die bezüglich Werbung entwickelten Aktivitäten. Aus den aufgezeichneten Daten lassen sich bevorzugte Anlaufstellen des Nutzers ermitteln. Daten könnten auf mehreren Geräten oder Anwendungen ermittelt werden. Dazu gehören Desktop Computer, Laptop, PDA, mobile Telephone, Spielekonsolen. Die Aufzeichnung der Daten kann zwar auf der Seite der Suchmaschine erfolgen, wird aber in vielen Fällen auf dem Gerät des Nutzers stattfinden. Die so entstehende Datenbank wird bei entsprechendem Anlass mit der Suchmaschine in Kontakt treten. Eine “Snooze”-Funktion soll den Nutzern gestatten, die Aufzeichnung für einen ausgewählten Zeitraum (z.B. 5 Minuten oder 2 Stunden usw.) ausschalten zu können. Filter könnten dafür sorgen, dass bestimmte Aktivitäten nicht aufgezeichnet werden.
Aus den aufgezeichneten Aktivitäten lassen sich Nutzerprofile erstellen, die klassifiziert werden können. Es werden verschiedene Szenarien beschrieben, die zur Beinflussung der Ergebnisdarstellung einsetzbar sind. Ähnliche Ergebnisse lassen z.B. mittels Text Klassifikation, Themenkategorien des ODP (Open Directory Project), selbe oder ähnliche URL, Linkstrukturen oder dem Editierabstand ermitteln. Das Patent beschreibt ausführlich Rankingverfahren, die zur Beeinflussung der Ergebnisse herangezogen werden können. Dazu gehören die Anzahl von Besuchen einer Seite, Zeit, die seit dem letzten Besuch vergangen ist, PageRank und viele andere Faktoren.
Noch wird nicht bedacht, welche physischen und psychischen Reaktionen die Nutzer bei Betrachtung bestimmter Treffer zeigen. Zieht jemand empört die Augenbrauen zusammen, schlägt er sich an den Kopf, prügelt den Computer, knutscht ihn oder fällt er gar vom Stuhl? Vielleicht finden wir derartige Auswertungsmöglichkeiten bereits in einem der nächsten Patente? Die technischen Möglichkeiten zur Aufzeichnung gibt es längst. Die Festplatten der Nutzer sind riesig und oftmals geduldig. Selbst wenn die Technik zur Auswertung derzeit noch nicht so ausgereift sein sollte, aufzeichnen könnnte man doch schon, oder?
Systems and methods for providing a graphical display of search activity
Comments
One response to “Google Patent beschreibt Nutzung von Datenspuren”
Hmmm… ich bin mir sicher, dass via Toolbar (wenn die PageRank-Anzeige aktiviert ist) schon seit langem Nutzerbewegungen aufgezeichnet werden. Möglicherweise fließen die Ergebnisse daraus bereits in das Ranking ein.
Aber etwas anderes macht hier Sorge: Wenn nur noch -ganz vereinfacht gesprochen- populäre Websiten mit vielen Klicks und langer Verweildauer (hallo, Google Analytics lässt grüßen) oben stehen… Bekommen wir dann sowas wie einen RTL-Faktor im Web? Bekommen wir bei der Hintergrundrecherche zu einem politischen Thema nach zwei Tagen nur noch Webseiten mit Blut zu sehen, weil der Masse der Klickern anspruchsvolle Textseiten zu langweilig waren? Finden wir Artikel nicht mehr, die ihrer Zeit voraus waren und zunächst ignoriert wurden?
Einen gewissen Charme hat der Einfluss der Nutzer auf die Suchergebnisse schon. Aber es besteht wohl auch die Gefahr, dass die Google-Ergebnisse irgendwann durch Berücksichtigung des Massenklickverhaltens auf Bildzeitungsniveau abrutschen könnten. Neues wird von Geilem verdeckt, Interessantes von Bebildertem.
Hmmm…
Gruß,
Mario Fischer