Privatsphäre im Arsch

Google ganz privat

Google berührte im Januar 2012 mehrfach die Privatsphäre der Nutzer. Die neue, umstrittene Datenschutzregelung, die Bevorzugung von Treffern aus dem eigenen sozialen Netzwerk unter dem Motto “Search Plus Your World”, der Zwang zum netzwerken für neue Google Nutzersowie die Schätzung von Alter, Geschlecht und Vorlieben der Nutzer. Google bemächtigt sich unserer Telefonnummer, der Gerätenummer unseres Computers usw. 

Geänderte Datenschutzregelung

Jeder Google-Nutzer hat wohl mittlerweile den Hinweis auf die geänderten Datenschutzbedingungen in das E-Mail Fach bekommen.

Was passiert?  Mehr als 60 Datenschutzbestimmungen wurden zu einer zentralen kompakten Version zusammengefasst. Die neue Version ist ab 1. März 2012 gültig. Ich schätze für mindestens 99% aller Google Nutzer ändert dieser Umstand gar nichts, da sich eh nur eine Minderheit die Datenschutzbestimmungen antut. Die Menge der erfassten Daten ändert sich damit nicht, nur die Art und Weise der Auswertung personenbezogener Daten.

Eine einzige Datenschutzbestimmung, das hört sich gut. Mehr Transparenz für die Nutzer. Die neue Tranparenz öffnet die Augen dafür, was Google erfasst.

Alle Informationen aus Google-Anwendungen eines Nutzers werden zusammengefasst. Google räumt sich selbst das Recht ein, Nutzer umfassend zu betrachten. Ein Nutzer ist aus Google-Sicht nicht mehr in zahlreiche Konten und Anwendungen aufgeteilt. Das ergibt  ein deutlicheres Bild der Nutzer.

Alle Anwendungen tragen zum Personenprofil bei

E-Mails, Kalendereinträge, Picasa-Bildbetrachtung und -bearbeitung können eine Menge über den Nutzer verraten. Picasa arbeitet mit Gesichtserkennung und Tagging. Google erfährt Infos über nahe Bekannte, Freunde, Familienangehörige über Interessen und Hobbys.

Dazu die Postings im Google+ Netzwerk. Egal ob für die Öffentlichkeit frei gegeben oder nur im vertrauten Kreis gepostet. Google kann jede Äusserung einer bestimmten Perdson zuordnen.

Den Nutzer als Gesamtheit zu betrachten funktioniert besser wenn Google alle Informationen aus unterschiedlichen Anwendungen einem Nutzer zuordnen kann. So kennt Google beispielsweise die Personen und Orte der Verabredungen aus dem Google Kalender und vielleicht über Google+. Kontakte aus dem Instant Messenger “Google Talk” kennt Google natürlich auch. Woran man gerade arbeitet erfährt Google über die Google Docs. Für welche Orte man sich interessiert liest Google aus unseren Aktivitäten auf Google Maps.

Der Google Reader und die Google News verraten an welchen Publikationen wir regelmässig interessiert sind und welche Beiträge davon unser Interesse wecken. Google bekommt viel Freiraum unsere politischen und kulturellen Neigungen zu begreifen, Google erkennt welche Gesundheitsthemen uns interessieren, ob wir Neigungen zu technischen Themen haben oder eher Nachrichten im Boulevardstil bevorzugen. Falls wir heut auf die Schlagzeile ” 9 Fakten über die anale Liebe” in den Google News klicken wird Google sich das merken und nie wieder vergessen. Die zukünftige Einblendung von Werbung wird sich auch an diesem Klick orientieren, egal aus welchem Anlass wir geklickt haben.  Gooogle Music (nur USA) gibt klare Auskunft über unsere  musikalischen Interessen.

Google merkt sich welche Videos wir uns auf YouTube angesehen haben. Mit Google Shopping und Google Wallet (derzeit nicht in Deutschland) erfährt Google Einkaufsabsichten und Einkäufe. Allerdings gibt es weiterhin für die Anwendungen Google Wallet, Gooogle Chrome und Chrome OS sowie Google Books eigene Datenschutzregelungen.

Falls wir im Web aktiv sind, kennt Google über die Webmaster Tools die Websites die wir verwalten und möglicherweise über Google Analytics auswerten lassen, sowie mit Google AdSense monetarisieren.

Unser Mobiltelefon verrät Google unseren aktuellen Aufenthaltsort, weltweit, da wir mit Google Latitude ständig über den Aufenthaltsort unserer Freunde informiert sein möchten.

All diese Informationen kann Google mit den Suchanfragen abgleichen die wir in der Vergangenheit gestellt haben. Google weiss aber noch mehr. Dank Google Analytics und dem Google Werbenetzwerk für Displayanzeigen kennt Google sehr viele Webseiten die wir besucht haben. Unabhängig von den Webseiten die wir aus den Ergebnislisten von Google besuchen.

Damit kennt Google viele (mutmassliche) Interessen von uns. Google kann uns ganz schicke, personenbezogene Werbung zeigen. Nicht nur in den Ergebnislisten von Google. Auch auf den vielen, vielen Webseiten, die Google-Anzeigen zur Refinanzierung verwenden sowie allen Webseiten die von Doublecklick bedient werden.

Das klappt allerdings nur, solange man alle Google-Anwendungen unter einem Account nutzt. Nutzer mit mehreren Accounts machen es Google noch immer schwer, weil Google diese Daten nicht eindeutig einer Person zuordnen kann. Der nächste Schritt wäre also folgerichtig, alle Accounts einer Person zusammen zu fassen.

Datenverarbeitung bei Google managen

Google gibt seinen Nutzern mehrere Werkzeuge in die Hand um die Daten zu managen.  Das Google Dashboard fasst Daten zusammen die mit jedem Produkt verbunden sind. Mehr als 20 Anwendungen werden mit dem Google Dashboard erreicht.

Mit dem Ads Preference Manager können wir bestimmen ob wir uns von Google Werbung auf vielen Websites verfolgen lassen möchten. Speziell mit dem Keep My Opt-Outs Plug In.

Google schätzt Alter, Geschlecht und Vorlieben

Google weiss so viel, dass Google sich in der Lage fühlt, das Alter der Nutzer, Gescjhlecht und ihre Interessen einzuschätzen. Im Ads Preference Manager können wir diese Infos verfolgen. Werbetreibende freuen sich, noch gezielter Werbung einsetzen zu können.

Diese Grafik zeigt beispielsweise eine demografische Übersicht der Google+ Nutzer und anderer Netzwerke.

 Google folgt Microsoft, Yahoo! und anderen

Google sammelt damit nicht mehr Daten als vorher. Die Daten werden lediglich zusammengefasst. In der Summe versteht Google besser die Interessen der Nutzer. Google versichert die Daten nicht zu verkaufen oder auf anderem Wege weiter zu geben.

An dieser Stelle bleibt klarzustellen, Google ist nicht der einzige Anbieter, der alle verfügbaren Daten einer Person zusammenfasst. Die Konkurrenten Microsoft und Yahoo! tun diese bereits seit vielen Jahren. Google macht, was die Konkurrenz schon lange tut. Google steht mehr im Kreuzfeuer der Kritik weil Google deutlich mehr Nutzer erreicht.

Search plus Your World

Mit der Einführung von Search Plus Your World musste Google viel Kritik einstecken. Für eingeloggte Nutzer erscheinen bevorzugt Treffer aus dem Google+ Netzwerk.  Andere Netzwerke wie Twitter, Facebook und MySpace fühlen sich sich durch diese Maßnahme stark benachteiligt, da Google weltweit die führende Suchmaschine ist. Mit einem Plug-In Focus on the User kann die Benachteiligung anderer sozialer Netzwerke aufgehoben werden. In den Trefferlisten werden für die Suche nach Personen nicht nur die Kreise von Google+ untersucht. Es kommen mt dem Plug-In beispielsweise relevantere Treffer von Twitter und Facbook.

Search Plus Your World ist derzeit nur in den USA aktiv. Wann diese Variante der Treffferlistenanreicherung  in anderen Staaten eingesetzt wird ist noch nicht bekannt.

 

Viele Informationen kann Google nur personenbezogen erfassen falls die Nutzer eingeloggt sind. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass immer weniger Nutzer bereit sind, sich aus Accounts von Google, Facebook, Twitter usw. auszuloggen. Mit diesem Verhalten wird den Anbietern eine deutlich breitere personenbezogene Datenerfassung ermöglicht.

Zwang zum netzwerken

Neue Nutzer bekommen einen Google+ Account ob sie das möchten oder nicht. In der Chip wird erklärt wie der Google+ Account gelöscht werden kann: Eingekreist: So löschen Sie Ihren Google+ Account

 

Google möchte seinen Nutzern beim denken helfen

In einem Beitrag der Zeit wird die Rede des damaligen Google Chefs Eric Schmidts zur IFA 2010 kommentiert und Eric Schmidt zitiert:

Wir werden wissen und Euch dabei helfen, auf welchen Aspekt Ihr Eure Aufmerksamkeit richten müsst. Was denke ich, was tue ich – wir können Euch helfen, das herauszufinden, wir können helfen, herauszufinden, was für Euch derzeit am wichtigsten ist.

 

Im Web:

Official Google Blog:
Updating our privacy policies and terms of service

Google Public Policy Blog:
Setting the record straight about our privacy policy changes


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