Mehrere hunderttausende Anträge auf Unkenntlichmachung sollen bereits bei Google Street View aufgelaufen sein. Das ist die Halbzeitbilanz zur Widerspruchsfrist vor dem Start von Google Streetview, die noch bis zum 15.Oktober 2010 läuft.
Ein Vorabbeitrag vom Spiegel beruft sich für die obige Zahlenangabe auf “Unternehmenskreise”. Hundertausende gilt nur für die 20 Städte, welche noch in diesem Jahr bei Google Street View sichtbar werden sollen. Berlin, Bielefeld, Bochum, Bonn, Bremen, Dortmund, Dresden, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Frankfurt am Main, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, Mannheim, München, Nürnberg, Stuttgart und Wuppertal.
Vorausgesetzt Google kann den Fahrplan für Google Streetview noch einhalten. Mit hunderttausenden Einsprüchen vor dem Start hat man bei Google ganz gewiss nicht gerechnet. Ist das überhaupt machbar, in diesem Jahr diese vielen Anträge abzuarbeiten? Es sieht nicht so aus, als könnten die Änträge automatisch abgearbeitet werden. Google macht keine Angaben dazu, wieviele Mitarbeiter und/oder Aushilfskräfte oder Fremdfirmen für die Ababrbeitung der Anträge zur Verfügung stehen oder notwendig wären.
Ist diese Massenbewegug gegen Google Street View sinnvoll?
Sämtliche Antragsteller haben keinen optischen Eindruck davon, wie das unkenntlich zu machende Haus tatsächlich im Street View dargestellt wird. Gebäude die unkenntlich gemacht wurden, können nicht wieder sichtbar gemacht werden, erklärt der Google Produkt-Kompaß. Vielleicht sollten die Eigentümer/Bewohner den Start von Streetview abwarten und sich selbst einen optischen Eindruck verschaffen?
Es wird einen merkwürdigen Eindruck hinterlassen, wenn sich eine Person etwa aus New York mit Google Streetview auf den nächsten Berlin-Besuch vorbereiten möchte und zahlreiche Gebäude in touristisch attraktiven Gegenden wären verpixelt.
Gedanklich sollte man gut unterscheiden ob sich ein Haus in einer Zone befindet, die täglich von vielen Menschen begangen und/oder befahren wird. Hier macht eine Verpixelung nicht nur das verpixelte Haus unattraktiv, sondern gleich die ganze nähere Umgebung. Ein höheres Interesse mögen Eigentümer und Bewohner haben, die in abgelegenen Aussenbezirken, vorrangig in Ein oder Zweifamilienhäusern leben. Hier könnte der Google Street View Ortskenntnisse verschaffen, die normalerweise nicht so einfach zu bekommen, da Bewohner von Siedlungsgebieten häufig sehr wachsam sind, wenn sich Fremde Personen im Gebiet bewegen.
Street View spaltet Deutschland
Während hunderttausende ihre Häuser nicht in Google Streetview sehen möchten und wahrscheinlich Millionen Menschen aktiv über das noch nicht gestartete Angebot diskutieren, gibt es eine Bewegung, welche verpixelte Häuser wieder sichtbar machen möchte.
Aktion “Verschollene Häuser”
Die Aktion “Verschollene Häuser ist ein loser Zusammenschluss fotografiebegeisterter Personen, verteilt über ganz Deutschland. Diese Gruppe möchte zukünftig die in Google Street View verpixelten Häuser im Original fotografieren, die digitalen Abbilder über Picasa und Google Maps wieder der Öffentlichkeit zugänglich machen. Jens Best, Initiator dieser Aktion, glaubt, dass die Öffentlichkeit vertrauensvoller miteinader umgehen könnte, wenn das Teilen von Daten mit einer aufgeklärten Medienkompetenz verbunden wäre. Jens Best glaubt auch nicht, dass Street View einem Besitzer eines Einfamilienhauses am Waldrand Nachteile bringt. Falls dort in den vergangenen Jahren mehrfach eingebrochen wurde, hätten die daraus resultierenden Ängste nichts mit dem Internet tun.
Alternativen zu Google Street View
Sightwalk
Was Google mit Streetview darstellen möchte, ist in Sightwalk der Kölner Firma Panogate für die deutschen Städte Bonn, Berlin, Düsseldorf, Köln, München und Stuttgart bereits virtuelle Realität. Strassen-Namen und Hausnummer werden mitgeliefert.
Telefonbuch Deutsche Telekom
Wer glaubt, Street View sei optimal um Einbrüche in Häuser zu planen, kennt sicherlich nicht die Vogelperspektive der Kartensuche vom Online-Telefonbuch der Telekom. Hier können Häuser aus der Schrägansicht von allen vier Himmelsrichtungen betrachtet werden. Terassentür und Swimmingpool könnten über den Streetview unmöglich sichtbar gemacht werden. Namen, Telefonnummer und Anschrift bekommen Sie gratis dazu!
Bing Maps
Hervorragende Ansichten aus der Vogelperspektive, aus allen vier Himmelsrichtungen liefern die Bing Maps. Das Material scheint mit dem von dastelefonbuch.de identisch. Kein Wunder, da beide Anbieter von der Nokia-Tochter Navteq beliefert werden.
Nokia Street View – Dreidimensional
Nokia plant für sein kostenfreies Ovi-Kartenmaterial dreidimensionale Darstellungen von Gebäuden. Hochauflösende Digitalkameras und Radargeräte zur Abstandsmessung sollen dafür wertvolle Daten liefern, berichtet die Netzwelt.
Das Angebot Bilderbuch Köln basiert teilweise auf den Google Maps, ergänzt viele Ecken der Stadt mit ausführlichen Fotos.
Im Web:
Spiegel Online
Mehrere hunderttausend Widersprüche gegen Google Street View