Europeana – Ein Jahr elektronische Europäische Bibliothek

Vor gut einem Jahr, am 20.November 2008 ging Europeana, die elektronische Europäische Bibliothek, online. Der Start war ein voller Erfolg, die Anzahl der Zugriffe überstiegen damals weit die Grenzen der Erwartung. Technik musste nachgerüstet werden um den Ansturm zu beherrschen. Wie steht es ein Jahr später um Europeana?

Die Zahl der angebotenen Medien hat sich seit der Eröffnung bis Ende Juli 2009 mehr als verdoppelt. 4,6 Millionen digitalisierte Bücher, Karten, Fotografien, Video- und Audioaufzeichnungen, Filme und Zeitungen können über die europäische digitale Bibliothek kostenlos erreicht werden. Zum Start standen rund 2 Millionen Werke bereit. Laut EU-Kommissarin für Informationsgesellschaft und Medien, Viviane Reding, sollen im Laufe des Jahres 2010 rund 10 Millionen Werke verfügbar sein.

Europeana wird als Gegenstück zum Google Buchprojekt gesehen, welches immer wieder mit rechtlichen Problemen zu kämpfen hat, weil die Rechte der Autoren und Verleger nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Europäische Minister diskutierten am Freitag den 27. November 2009 die Auswirkungen des Google Book Settlements auf Europa, aus der Sicht von Copyright, kultureller Vielfalt und Wettbewerb. Möglicherweise kann das Europeana-Projekt sogar vom Rivalen profitieren, falls die Verfahrensweise zum Urheberrecht übernommen würde oder in ähnlicher Form ausfallen könnte.

Probleme mit Urheberrechten plagen auch Europeana. Nur 5% aller digatalisierten Bücher in in Europa stehen Europeana zur Verfügung. Insbesondere Bücher die nicht mehr gedruckt werden oder als verwaist gelten, können nicht aufgenommen werden, weil die Urheberrechte dagegen sprechen. Deshalb ist Europeana derzeit eher eine historische Bibliothek. Nur Werke deren Urherrecht eindeutig aufgehoben ist (in der Regel 70 Jahre nach dem Tod der Künstler) sind einsehbar. Notwendig sind also Modelle, die Einsicht in Werke erlauben, deren Urheberrechte nicht abgelaufen sind. Nur so kann eine mit konventionellen Bibliotheken qualitativ vergleichbare Bibliothek aufgebaut werden.

In einer öffentlichen Befragung, die bis zum 15.November 2009 lief, ging man folgenden Fragen nach:

– Wie kann sichergestellt werden, dass digitalisiertes Material europaweit für Nutzer zugänglich gemacht wird?
– Sollte es eine bessere Kooperation bezüglich des Copyright geben?
– Sollte ein europäisches Register für verwaiste und nicht mehr gedruckte Werke eingerichtet werden?
– Wie soll die europäische Bibliothek langfristig finanziert werden?

Über das EU-Programm “The EU’s eContent plus” werden bis 2011 rund 80% des Budget für Europeana ( 2,5 Millionen Euro) bereitgestellt. Die Mitgliedsstaaten und kulturellen Institutionen decken die restlichen 20% ab.Bis 2013 kann die Europäische Union mit 9 Millionen Euro unterstützen, aus einem Programm für Wettbewerb und Innovationen.
Sponsoring und Anzeigenschaltungen privater Unternehmen werden erwogen.

Das Büro von Europeana hat seinen Sitz bei der Nationalbibliothek der Niederlande in Den Haag, Koninklijke Bibliotheek. Technisch geführt und gemanagt wird Europeana von The European Library.

Siehe auch Beitrag:
Europeana – Europäische Bibliothek online

Im Web:
2010: Digital Libraries Initiative
Europe’s Digital Library doubles in size but also shows EU’s lack of common web copyright solution


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