Der lange Weg eines Vorschlages im ODP

Rund 30 000 Vorschläge pro Woche erreichen das Open Directory Project (ODP). Dieser Flut stehen derzeit weniger als 6000 freiwillige Redakteure gegenüber. Würde (rein theoretisch) jeder freiwillige Redakteur pro Woche 5 Vorschläge vollständig bearbeiten, könnten Vorschläge binnen weniger Tage gelistet sein. In der Praxis dauert die Bearbeitung eher zwischen wenigen Wochen bis zu einem Jahr oder länger. Ein offizielle Erläuterung zeigt den internen Weg eines Vorschlages vom Einreichen bis zur Veröffentlichung oder Löschung auf.

Wieso eigentlich weniger als 6000 freiwillige Redakteure? Die Startseite des ODP spricht von “81 586 editors”. ja richtig, diese Zahl erwähnt sämtliche freiwillige Redakteure die jemals für das ODP, seit seiner Gründung, tätig waren. Eingeschlossen die derzeit aktiven Redakteure.

Freiwillig heisst im Open Directory Project tsächlich freiwillig. Alles was die freiwilligen Redakteure tun ist freiwillig, untersteht keinem Leistungsdruck. Ob ein freiwilliger Redakteur in einer Woche einen, keinen oder 100 Vorschläge bearbeitet ist seine persönliche Entscheidung.

Es ist besser von Vorschlag zu reden als den Begriff Anmeldung zu verwenden. Das Wort Anmeldung wird zu leicht mit einem Vorgang verbunden, der tatsächlich zum gewünschten Ziel führt, in einer nach menschlichem Ermessen akzeptablen Zeitspanne.

Ein Vorschlag hingegen ist ein Bitte um Aufnahme. Diese Bitte lässt sich unterstreichen, indem der Vorschlag möglichst in der passenden Kategorie mit Verzeichnis-konformen Titel und Beschreibung eingereicht wird. Sehr hilfreich ist, sich vorher! die Hilfeseite zum senden von Vorschlägen durchzulesen und sich danach zu richten. (Vorschlagen von Sites für das Open Directory) Kommt die Gestaltung des Vorschlages diesen Richtlinien möglichst nahe, steigen seine Chancen auf Bearbeitung und Aufnahme.

Befürchtungen, dass eine Site abgelehnt wurde, falls sie nicht innerhalb weniger Wochen aufgenommen wurde, sind häufig gar nicht begründet. Die Wahrscheinlichkeit ist grösser, dass der Vorschlag noch auf der Wartebank schmort, in der Hoffnung von einem gütigen Redakteur mit Liebe behandelt zu werden.

Dennoch, es wird nicht jede Seite aufgenommen. Das ist bei der ständig zunehmenden Grösse des Internets und der Anzahl der freiwilligen DMOZ-Redakteure gar nicht möglich. Qualität geht vor Quantität.

Vorschläge werden im grossen DMOZ auf eine ungewisse, mitunter sehr lange Reise geschickt. Im Weblog des Open Directory Project wird sehr ausführlich geschildert welchen Weg Vorschläge im Verzeichnis nehmen. Nachfolgend eine verkürzte Fassung, mit einigen eigenen Gedanken versehen. Die vollständige Liste findet sich im Blogbeitrag des ODP auf den unten verwiesen wird.

  • Webseiten werden über das Vorschlagsformuar in der passenden Kategorie dem ODP mitgeteilt. Die vorschlagende Person muss nicht zwangsläufig Betreiber der vorgeschlagenen Website sein.
  • Einige “manuelle” Spamfilter sortieren automatische Vorschläge sowie deutlich erkennbaren Spam aus.
  • Einige Tage nachdem der Vorschlag gemacht wurde, erscheint der Vorschlag im Pool der nicht bearbeiteten Vorschläge dieser Kategorie. In diesem Pool landen neben den Vorschlägen, welche über das Vorschlagsformular der Kategorie gemacht wurden, mitunter einige weitere Vorschläge die aus anderen Kategorien verschoben wurden.
  • Einige Zeit mag vergehen, bis der freiwillige Redakteur dieser Kategorie einige der Vorschläge aus dem unerledigten Pool näher betrachtet. Wann das passiert hängt vom persönlichen Willen des Redakteurs und seinem Zeitvermögen ab. Zwischen wenigen Minuten und einem Jahr kann diese Zeitspanne liegen. Jeder Redakteur entwickelt seine eigene Weise, den unerledigten Stapel anzugehen. Einige versuchen sich am Datum des Vorschlages zu orientieren. Andere Redakteure schauen eher danach, wie passend Titel und Beschreibung sind, um schnell und effektiv Vorschläge zu bearbeiten und veröffentlichen zu können.

    Die freiwilligen Redakteuere sind frei vom Leistungsdruck und können demenstprechend nach eigenem Gutdünken aktiv werden. Der einizge “Druck” liegt darin, eine qualitativ möglichst hochwertige Kategorie zu erstellen. Die Anzahl der Einträge in der Kategorie ist unwesentlich. Sind sehr viele Einträge in der Kategorie vorhanden besteht eher die Gefahr der Unübersichtlichkeit. Einige Redakteure beschäftigen sich eher damit, selbst nach neuen Sites für die Kategorie Ausschau zu halten, als auf hochwertige Vorschläge zu warten.

  • Im einfachsten Fall befindet der Redakteur die vorgeschlagene Site für aufnahmewürdig. Dann ist zu prüfen ob Kategorie, Seitentitel und Beschreibung den Richtlinien des ODP entsprechen. Falls nicht müssen Korrekturen vorgenommen werden, bzw. der Vorschlag wird in eine andere Kategorie verlagert, die dem Redakteur angemessener erscheint. Dort setzt ein erneuter Warteprozess ein. Möglicherweise ist ein anderer Redakteur zuständig oder die Kategorie verfügt nicht über einen Redakteur.
  • Kann der Redakteur nicht gleich entscheiden ob eine Site aufgenommen werden kann, bleibt der Vorschlag für eine ungwisse Zeit liegen. Der Vorschlag wird zu einem späteren Zeitpunkt erneut geprüft, evtl. nach Beratschlagung mit einem erfahrenen Redakteur.
  • Nachdem der Vorschlag vom Redakteur als Eintrag in das System eingestellt wurde, vergehen wenige Tage bis der Eintrag öffentlich sichtbar wird. Die Suchfunktion des ODP wird hingegen nur einmal wöchentlich aktualisiert. So passiert es häufig, dass ein Eintrag im ODP zunächst vorhanden ist, aber noch nicht über die Suchfunktion gefunden werden kann.
  • Bis zu zwei Wochen können vergehen bis der Eintrag im RDF-Dump erscheint. Die Daten im RDF-Dump stehen weltweit Websitebetreibern frei zur Verfügung um mit den Daten das ODP, unter Berücksichtigung der Lizenzbestimmungen, ein eigenes Angebot zu erstellen. Wann diese Betreiber ihr eigenes Angebot aktualisieren liegt in deren Ermessen.

Während die Bearbeitung intern im ODP transparent und nachvollziehbar bleibt, ist sie für aussenstehende eine Blackbox. Es ist für Vorschlagende nicht zu erkennen, ob und wann ein Redakteur einen Vorschlag in die Hand genommen hat. Ob der Vorschlag weiter in der Bearbeitungsschlange liegt, in eine andere Kategorie verschoben wurde oder bereits gelöscht wurde, weil er nicht aufgenommen wird. Ob vielleicht der Seitentitel oder Beschreibung nicht völlig passend sind. Viele Vorschlagende wären sicherlich gerne bereit, diese Punkte selbständig zu überarbeiten, falls die Wartezeit damit verkürzt werden könnte.

What Happens After I Submit my Site to DMOZ?


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8 responses to “Der lange Weg eines Vorschlages im ODP”

  1. Loewenherz Avatar

    Sehr gut wiedergegeben. Was ich persönlich noch betonen würde:
    – Viele Webseiten werden bereits angemeldet, wenn noch keine Inhalte drin sind. Andere sind ein halbes Jahr nach der Anmeldung bereits wieder off.
    – Viele Vorschläge landen in der falschen Kat und dann geht die lange Reise los.
    Eine Benachrichtigungsfunktion für den Anmelder wäre sicher ein Fortschritt.

  2. Jan (Aysberg) Avatar

    Ich möchte noch erwähnen, dass es bei Titel und Beschreibung nicht darum geht, was der Betreiber der Website (z.B. ein Unternehmen) anbietet, sondern es geht um die Website selbst.

    In der Beschreibung steht also, was die Website bietet. Das ist meines Erachtens zwar in manchen Kategorien (Städte/Gemeinden) komisch bis widersinnig, aber das ODP ist nunmal eine Sammlung von Websites und kein Branchenbuch.

    Auch möchte ich noch hinweisen, dass ein Redakteur sich alle sechs Wochen eingeloggt haben muss, da sonst sein Zugang vorübergehend schlafengelegt wird. Insofern *müsste* ein Redakteur neue Vorschläge zumindest sehen, sie sollten also nicht “jahrelang” rumliegen, ohne dass davon Notiz genommen wird.

    Andererseits gibt es auch Rubriken ohne Redakteure, die von “übergeordneten” Redakteuren bearbeitet werden müssten. Unbeliebte Kategorien (die keinen Redakteur haben) mit vielen Vorschlägen bleiben also doch mitunter liegen.

    Tipp: In der Fußzeile steht, wer Redakteur ist (Kategorie-Editor). Ansonsten steht dort “Werde Editor in dieser Kategorie”.

  3. Tigerauge Avatar

    Meine letzte Homepage ist binnen 4 Tagen im passenden Verzeichnis aufgenommen, hatte mich vor dem Eintrag im Forum von Martina schlau gefragt. Dort sind immer DMOZ-Editoren vertreten, die einen gerne Hilfestellungen geben.

  4. T. Avatar
    T.

    Naja … das ist die eine Sichtweise …

    Eine andere aus (ehemaliger) Redakteurssicht: Selbst wenn alle Angaben des Webseitenbetreibers richtig sind und man als Kategoirie-Redakteur dem Eintrag zugestimmt hat, kann es mitunter sein, dass ein übergeordneter Redakteur immer noch etwas zu meckern hat …

    Die Freiheiten des Redakteurs sind da doch seeeeeehr eingeschränkt und mitunter wird einem sehr viele Steine in den Weg gelegt …

    Soviel dazu.

  5. nixal Avatar

    Ich habe selber mal versucht, dort als redakteur tätig zu werden. Es ist mir nicht gelungen. Die leute dort tun wirklich sehr viel, um nachwuchs abzuschrecken und ihren kreis sehr klein und erlesen zu halten. Die anmeldeprozedur für einen editor war damals äußerst umständlich. Ich kämpfte mich durch, erwischte aber als erstes eine kategorie, in der nie eine website angemeldet wurde. Meine bitte, mir eine weitere kategorie mit mehr anmeldungen zu überlassen, wurde abgelehnt: Ich müsse erst mal in meiner ersten kategorie mindestens 20 (oder so) einträge machen, hieß es. Ich habe tatsächlich rumgesucht und nach passenden websites gesucht, mit geringem erfolg. Als ich eines tages wieder was eintragen wollte, war mein zugang erloschen. Ich habe dann tatsächlich die prozedur noch mal durchgemacht, noch mal was eingetragen. Ich wurde nie gebeten, in irgendeiner inhaltlich benachbarten kategorie auszuhelfen. Ich bekam nie eine e-mail. So kam, was kommen musste: Mein zugang erlosch ein zweites mal, und ich wandte mich der Wikipedia zu. Dort kann man sofort mitarbeiten und sieht sofort den erfolg.

  6. silvan Avatar

    Würden alle angemeldeten Webseiten mit korrekten und “neutralen” Informationen (gem. Richtlinien) im ODP angemeldet, würde das dem Editor sehr viel Zeit sparen und so könnte der auch viel mehr und schneller bearbeiten. Allerdings ist dies auch sehr unterschiedlich, je nach Kategorie und Moderator. Ich bin selber Moderator und versuche in meiner Kategorie möglichst alle zwei Wochen die offenen Anträge zu bearbeiten. Leider ist dies schon ziemlich zeitaufwendig, da genau wegen der Mentalität der “ewigen Warterei” die Qualität der Vorschläge dementsprechend ist. Da ich früher vergebens auf die Aufnahme meiner offenen Anträge gewartet habe, wurde ich selber Editor und bearbeite nun auch sehr alte Einträge um die Kategorie aktuell zu halten, welche aber dann halt von anderen Editoren wieder zurückgeholt werden… Jedenfalls lohnt es sich hier sicherlich mehr Zeit zu investieren als im Wikipedia wo die Beiträge meistens gelöscht werden.

  7. ema Avatar

    Ich habe eine private Webseite meiner Musikkapelle vorgeschlagen. Wie schnell sie aufgenommen wurde, kann ich nicht mehr sagen, jedenfalls ist sie inzwischen drin. Und offenbar übernehmen auch andere Portale die Daten, denn dadurch habe ich einige zusätzliche Links gewonnen. Die Liste der verlinkten Seiten ist bei allen gleich, so dass ich eben vermute, dass die Quelle die gleiche ist.

  8. Robert Avatar
    Robert

    Ich weiß, dass dieser Bericht schon etwas älter ist, möchte aber aufgrund der Aktualität doch noch meine Meinung kund tun.
    Ich versuche nunmehr seit gut einem 3/4 Jahr meine Website ins ODP zu bekommen. Ohne Erfolg. Ich bin mir sicher, dass ich die richtige Kategorie gewählt habe…

    Unabhängig davon, ob meine Bitte auf einen Eintrag abgelehnt wurde oder einfach nur unbearbeitet dahinschmort (ich werde es wohl nie erfahren), muss man einen Schritt zurück machen und das projekt als Ganzes sehen:

    In Zeiten, wo das Marketing im Internet für kleine und mittelständische Unternehmen oft einen existenziellen Charakter annimmt, kann man so ein einflußreiches projekt wie ODP nicht derart führen.
    Das ODP wird meines Wissens von allen Suchmaschinen abgefragt und hat eine entsprechende Gewichtung.
    Diese “melde dich an und du wirst nie erfahren was passiert” Methode kann man vielleicht zu Beginn eines projektes anwenden, spätestens seit 2 Jahren sollten sich die Betreiber des projekts jedoch seiner Macht und somit auch seiner Pflichten bewußt sein…
    Meine Kritik wendet sich nicht an die Editoren, sondern an das System als Ganzes.

    lg,
    robert