Naver – In Südkorea wird selten gegoogelt

Der Suchmaschinenmarkt in Südkorea ist nicht von US amerikanischen Suchmaschinen dominiert. Na also, geht doch…

Naver.com hält mehr als 77% der Marktanteile im Suchmaschinenmarkt Südkoreas. An zweiter Stelle folgt Daum.net Korea mit 10,8%. Das koreanische Yahoo! bringt es noch auf 4,4%. Google hingegen bringt gerade mal 1,7% aller Suchanfragen im südkoreanischen Web zustande.

Naver ist nicht mit Google vergleichbar. Die meisten Informationen sind nicht automatisch gesammelt und gerankte Daten. Naver setzt weniger auf Algorithmen als vielmehr auf den Gemeinschaftssinn und die davon geförderte Leistungsfähigkeit von Menschen.

Wie das funktioniert zeigt folgendes Beispiel:

Park, Ein 15jähriges Mädchen, möchte wissen wie es von einer Bushaltestelle in der südlichen Hafenstadt Seouls zu einem Fischmarkt im Osten kommt.
Cho (50 Jahre), ist Verkäufer von Lotterie-Losen in einem Strassen-Kiosk. Er antwortet Park über seinen Computer im Kiosk. Erklärt wo sie umsteigen und aussteigen muss, wie lange der anschliessende Fussweg von der Endhaltestelle bis zum Markt dauert. Einen Kartenausschnitt der Gegend hängt er an die Nachricht.
Cho investiert täglich drei Stunden für seinen unbezahlten Auskunfstjob. Er freut sich über Dank von Menschen die ihm niemals begegnet sind.

Im Südkorea, dem Land der Hochgeschwindigkeits-Internet Zugänge, besuchen täglich rund 16 Millionen Menschen die Naver-Website. Sie schätzen den Wert der Gemeinschaft, die Möglichkeit mit anderen Menschen zu agieren, sich gegenseitig zu helfen.
Rund 44 000 Fragen und 110 000 Antworten werden täglich in die Datenbank eingespeist. Die Qualität der Antworten reicht von 1-Satz Formulierungen bis hin zu akademischen Aufsätzen. Etwa 70 Millionen Antworten sind in den Datenbänken von Naver gespeichert. Nutzer bekommen, als Antwort auf eine Frage, Ergebnisse aus diesen Frage/Antwort-Datenbänken gemischt mit News-Infos und Treffern von Websites. Naver stellt seine Wissensbasis nicht frei verfügbar ins Netz. Crawler und andere Dienste können nicht darauf zugreifen.

Das Kommunikationsbedürfnis der Südkoreaner scheint gross, Naver die richtige Plattform um diesem Bedürfnis im Internet nachzukommen. Welche Unterschiede in der Internetkommunikation gibt es zwischen den Menschen in Südkorea und denen z.B. im deutschsprachigen Raum? Sind Menschen im südasiatischen Raum kommunikativer, hilfsbereiter?
Es mangelt Deutschland schliesslich nicht an Frage/Antwort Plattformen:
wer-weiss-was.de ist das wohl dienstälteste Frage-Antwort Angebot im deutschsprachigen Internet. Weitere Dienste: Deutsche Internetbibliothek, Yahoo! Clever, Lycos iQ, Wikipedia Auskunft.

Google betrieb einige Jahre den kostenpflichtigen Frage-Antwort Dienst Google Answers.
Google wollte seine schlauen Köpfe, die Antworten geben, mit Geldzahlungen belohnen. Bis zu 50 Dollar konnte eine Antwort wert sein. Dieser Dienst wurde in den Ruhestand versetzt. Fragen und Antworten sind weiterhin lesbar. Ende Juni 2007 wurde Questions and Answers Google als Beta-Version in Russland gestartet. Die Vergütung wird in Bewertungen und Punkten ausgeteilt. Es scheint als wolle Google sich im russichen Markt besser rüsten. Zu den führenden Suchmaschinen gehört Google in Russland nicht. (Siehe @-web Beitrag: Europas Internet wird von Suchmaschinen dominiert)

Die führende Suchplattform in Südkorea:
Naver.com

Dieser Beitrag nimmt teilweise Bezug auf einen Artikel der International Herald Tribune:
To outdo Google, Naver taps into Korea’s collective wisdom


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5 responses to “Naver – In Südkorea wird selten gegoogelt”

  1. seo-inform.de » Naver – keine Chance für Google

    […] – keine Chance für Google

    Einen sehr interessanten Artikel fand ich auf at-web.de/blog. Was man so gar nicht wei&#22 […]

  2. tom Avatar

    Sehr interessant das Teil. Nur leider kann man da nichts verstehen. Unglaublich, das Suchmaschinen dort fast gar nicht genutzt werden. Dass das funktioniert ist ein heftiges Zeichen dafür, das der soziale Zusammenhalt dort wesentlich besser funktioniert wie hier in Deutschland. Ich kann mir nicht vorstellen, das sowas bei uns so gut funktioniert. Obwohl: Yigg, Mister Wong u.a. hätten das Potential dafür…

  3. Jason Avatar

    Google keine Chance? Naja – bei den Asiaten läuft eben alles ( noch ) etwas anders. Zwischen den Kulturen liegen Welten. Das ist natürlich auch in vielen Bereichen des Lebens zu spüren. Wir drehen ja manchmal schon fast am Rad, wenn wir mal nicht googeln können.

  4. ClaudiNeuhi Avatar
    ClaudiNeuhi

    interessantes gibt es auch auf http://www.experto.de