Clicksettlement und Google Adwords – Anspruch aus Vergleich zum Klickbetrug

In vergangener Zeit mehrte sich die Zahl derer, die eine in rechtlichem kauderwelsch verfasste E-Mail bekamen. Für viele Empfänger war diese Mail öminös und verbreitete Unsicherheit. Betrifft mich diese Mail und wenn ja, was soll das?

Wie @-web im März berichtete, erreichte Google einen aussergerichtlichen Vergleich, bezüglich einer Sammelklage zum Klickbetrug: Google zahlt bis zu 90 Millionen für Klickbetrug

Die Sammelklage betraf andere Dienste wie Yahoo!, AOL, Ask, Lycos, LookSmart und FindWhat. Nur von Google gab es eine Nachricht über eine angestrebte aussergerichtlichtliche Einigung, ein “Settlement”. Genau um diese aussergerichtliche Einigung geht es nun. Zugegeben, als ich diese Nachricht zum ersten Mal las, hielt ich sie für eine dieser üblichen Spam-Mails die täglich zu hunderten meine Mailfächer überfluten. Hätte mir nicht eine Freundin ihr Exemplar übermittelt, wäre ich sicherlich nie auf den Gedanken gekommen, in meinem Mail-Papierkorb nach meinem Exemplar zu fischen. Die Mail war genau an die E-Mail Adresse gerichtet, die ich ausschliesslich für meinen Adwords Account verwende. Das wäre schon mal ein erstes Anzeichen, dass Google den Absender legitimiert hat diese Mail zu senden. Ein zweites Indiz ist ein Blogeintrag im offiziellen Google Adwords Weblog, “Der offiziellen Quelle für Informationen über Adwords”. Dort wird von einer Firma berichtet, die zur Verwaltung des “Settlements” eingesetzt wurde. Am 19. und 20. Mai (Pazifik-Zeitzone, die 9 Stunden von unserer Mitteleuropäischen Zeit abweicht) wurden mit dem E-Mail Absender clicksettlement@xmr3.com und dem Betreff “Important Legal Notice Regarding Your Google AdWords Account” alle Werbetreibende angeschrieben, die jemals seit dem 01.01. 2002 Anzeigen bei Google geschaltet haben. Es dürfte für die Benachrichtigung zunächst keine Rolle spielen, ob man in dem gesamten Zeitraum testweise 20 Dollar einsetzte oder als Medienagentur die Adwords-Kampagnen grosser, bekannter Unternehmen betreute und etliche Millionen umgesetzt hat.

Google sagt zunächst:
Google weist die Anschuldigungen der Kläger zurück und behauptet, dass alle von Sammelklägern für Online-Werbung erhaltenen Zahlungen rechtmäßig und ordnungsgemäß in Rechnung gestellt wurden und dass Google weder ihre Verträge mit Gruppenmitgliedern verletzt, noch durch die in diesem Rechtsstreit vorgebrachten Handlungen gegen anderes Recht verstoßen habe.

Dennoch hat sich Google offenbar auf einen Vergleich eingelassen, um die Kuh vom Eis zu bekommen.

Sicherheitshalber erkläre an dieser Stelle, dass meine Ausführungen keine Rechtsberatung darstellen.
Nachfolgend versuche ich lediglich, den Sachverhalt ein wenig zu beleuchten. Anhand der Inhalte der unten verlinkten PDF-Mittelung und eigener Gedanken.

– Gibt es einen Anspruch auf Vergütung?

Es gibt noch keine gerichtliche Entscheidung, wie in dem unten verlinkten PDF-Papier zu lesen ist:
Das mit dieser Sache befasste Gericht muss noch entscheiden, ob der Vergleich genehmigt wird. Die Zuerkennung von Werbegutschriften erfolgt nur dann, wenn das Gericht dem Vergleich zustimmt. Sollte eine Partei gegen die Genehmigung des Vergleichs Berufung einlegen, erfolgt die Zuerkennung der Gutschriften erst nach Entscheidung über die Berufung.

– In welcher Höhe sind Rückzahlungen zu erwarten?

Rückzahlungen als Barauszahlungen sind ausgeschlossen. Es werden lediglich Gutschriften auf zukünftige Anzeigen erteilt.

Die Höhe der Gutschriften wird von mehreren Faktoren bestimmt. Klar ist eigentlich nur, dass eine maximale Summe von 90 Millionen Dollar zur Verfügung stehen könnte, falls der Vergleich, in der von Google vorgeschlagenen Form, bestätigt wird.
Das sind rund 70.5 Millionen Euro, nach heutigem Umrechnungskurs. Die Bezahlung von Gebühren und Kosten der Anwälte der Klägergruppe kann bis zu einem Drittel dieser Summe betragen. Damit stehen bereits die eindeutigen Gewinner dieses Verfahrens fest 😉
Verbleiben rund 47 Millionen Euro. In welcher Höhe Käufer von Adwords-Werbung eine Gutschrift erhalten können, hängt davon ab, wie hoch ihr Anteil am Gesamtumsatz der Google-Adwords Werbung seit dem 01.01.2002 ist.

Belaufen sich die von Ihnen an Google für die strittigen Werbeanzeigen gezahlten Beträge auf 1 % der Einnahmen von Google aus der Online-Werbung seit dem 1. Janur 2002, haben Sie Anspruch auf 1 % der insgesamt zur Verfügung stehenden Gutschriften.

Für die Masse der Anzeigenschalter ist ein Prozent natürlich völlig illusorisch. Bei angenommenen mehr als 100 000 Anzeigenkunden weltweit muss sich dieser Anteil drastisch reduzieren. Auf vielleicht 0.000001%

Meine theoretische Überlegung: Würden sich rund 100 000 Werbetreibende an diesem Settlement beteiligen und alle hätten einen gleichen Betrag für die Werbung eingesetzt (was natürlich völlig unrealistisch ist) wären maximal 47 Euro pro Anzeigenschalter möglich. Da aber kaum die gesamte Summe vom Klickbetrug betroffen sein kann, ist diese noch einmal zu reduzieren auf den tatsächlichen vermuteten Anteil, der vom Klickbetrug betroffen ist. Mehr als 20% dürften kaum realistisch sein. Verbleiben im Schnitt 9,4 Euro pro Werbetreibenden. Nun gut, das ist eine Milchmädchenrechnung. Dennoch dürften die erzielbaren Beträge nicht gerade astronomisch ausfallen. Wer bessere Rechenbeispiele vorweisen kann, darf diese gerne unten über das Kommentarfeld mitteilen.

Wer einen Anspruch wahrnehmen möchte, soll laut Schreiben, zwischen dem 19.Juni unnd 4. August auf der Website www.clicksettlement.com seine Informationen in ein Anspruchsformular eingeben. Eine gerichtliche Entscheidung ist im Juli möglich:

Das Gericht hat für den 24. und 25. Juli, 9.00 Uhr, einen Verhandlungstermin angeberaumt, um zu bestimmen, ob der Vergleich fair, angemessen und adäquat ist, und um die Höhe der den Anwälten der Klägergruppe zuzuerkennenden Honorare und die Kostenerstattung festzulegen. Die Anhörung findet im Juvenile Courtroom, 305 E 5th Street, Texarkana, Arkansas 71854 statt. Eine Vertagung des Termins ist möglich.

Der Text der Mitteilung in deutscher Sprache als PDF-Dokument:
Mitteilung über Anhängigkeit und Vergleich einer Sammelklage, mündlichen Verhandlungstermin und Anspruchsgeltendmachung
Lane’s Gifts v. Google settlement – Inside Adwords

Diskussionen in Foren:
Abakus Forum – Clicksettlement
Search Engine Watch Forum – Google Sends Out Class Action Settlement Info — Do It Or Not?
Webmaster World – Google Settles Class action Law suit.


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2 responses to “Clicksettlement und Google Adwords – Anspruch aus Vergleich zum Klickbetrug”

  1. 14,6% Klickbetrug ???

    Auch wenn die wahren Zahlen keiner kennt, mit der aussergerichtlichtlichen Einigung über 90 Millionen $ beim Clicksettlement ist Google wirklich gut bedient. Warum denke ich das wohl?
    JoJo hat gestern eines meiner Lieblingsthemen aufgegriffen – Klic…

  2. […] immer stärker werdende Kritik an seinem Werbesystem und möchte wohl ein weiteres Clicksettlement […]