Nutzungsdaten der Suchmaschinen wecken Begierde

Die US Regierung bedient sich eines Bundesrichters um Nutzungsdaten von US-basierten Suchmaschinen bzw. Suchportalen zu verlangen. Dazu gehören AOL, Google, MSN und Yahoo!.

Das US Justizministerium möchte ein Kinderschutzgesetz zur Bekämpfung von Online-Pornografie mit diesen Daten stärken bzw. wiederbeleben. Pornoseiten sollen demnach ihre Inhalte mit einem Passwortschutz versehen oder auf anderem Wege verhindern, dass diese Inhalte frei einsehbar sind. Das Gesetz wurde vor zwei Jahren vom Obersten Gericht aus Gründen der freien Meinungsäusserung abgelehnt.

Gefordert werden 1 Million zufällige Internetadressen (URL) und die lückenlose Aufzeichnung von Suchanfragen über den Zeitraum einer Woche. Ausdrücklich ohne Daten die zur Identifizierung einer Person dienen könnten.

Während zahlreiche Medien berichten, dass AOL, MSN und Yahoo! bereits Daten herausgegeben hätten, weigert sich Google standhaft. Google begründet, die Herausgabe verletzt die Privatshäre der Nutzer sowie die Betriebsgeheimnisse der Suchmaschine. Google will sich energisch den Forderungen des Gerichts widersetzen. Google ist kein Teil der Anklage und die Forderung nach diesen Daten gehe zu weit.

Da keine persönlichen Daten gefordert werden, ist es schwer einzuschätzen, inwieweit Google die Privatsphäre seiner Nutzer verletzen würde. Die reinen Suchanfragen würden dies sicherlich nicht tun. Es gibt einige Webseiten, die in einer Live-Suche die für Suchanfragen genutzten Begriffe bereitstellen und es würde niemand auf die Idee kommen, dass diese von Nutzern entkoppelten Daten die Privatsphäre verletzen könne.

Mag sein, dass Google bereits den Anfängen von Begehrlichkeiten begegnen möchte. Vielleicht soll auch das Firmen-Image nicht durch die Weitergabe von Daten unnötig angekratzt werden. Es wird ja vermutet, dass Google eine Unmenge an Daten über seine Nutzer sammelt. Anlass zu dieser Vermutung liefern die schier unendlichen Datenspeicherkapazitäten des Suchmaschinenbetreibers, die Google Cookies welche weit über das Jahr 2030 gültig sind, aber auch die zahlreichen Daten die personalisiert gesammmelt werden, wenn Nutzer einen Dienst nutzen, der nur mit Google-Account verwendbar ist. Die personalisierte Suche, Google Mail, Froogle und zahlreiche andere Google-Dienste. In dieser Beziehung holt Google jedoch nur gegenüber seinen Konkurrenten Yahoo!, MSN und AOL auf. Diese haben unter anderem mit Freemail- und anderen personalisierten Diensten riesige Nutzerscharen herangezogen, deren persönliches Verhalten interessante Aufschlüsse über Vorlieben und Neigungen geben. MSN brüstet sich mit seinem neuen Anzeigensystem AdCenter unter anderem Alter, Geschlecht und Aufenthaltsort der Person zu ermitteln, welche die Werbung sieht. Personalisierte Werbung wird also sehr viel einfacher und zielgerichteter.

Es ist und bleibt ein Problem aller Suchdienste, mit den Nutzerdaten verantwortungsvoll umzugehen. Je mehr eine Suchmaschine über einen Nutzer weiss, je präziser kann sie ihm antworten, selbst wenn nur wenige Worte für die Suchanfrage verwendet werden. Die Suchmaschinen werden keine Gelegenheit auslassen, an diese Daten heranzukommen. Hier sind die Nutzer gefragt, abzuwägen, wieviel private Informationen sie zu opfern bereit sind um gezieltere Suchergebnisse und ziegerichtete Werbung zu bekommen. Alle genannten Suchdienste bieten Erklärungen zum Schutz der Privatsphäre. Die Weitergabe von Daten wird jedoch nicht ausgeschlossen, falls die entsprechenden Stellen von Behörden oder Regierung diese anfordern.

Das erklärte Google Ziel “Die gesamten auf der Welt verfügbaren Informationen zu den Nutzern zu bringen”, wird sicherlich in der Zukunft verstärkt dazu beitragen, dass Andere, ob nun Institutionen oder Firmen, Regierungsstellen, Geheimdienste oder Datendiebe ebenfalls auf diese Informationen zugreifen möchten. Wo viel angehäuft wird, wachsen die Begehrlichkeiten.

FindLaw – Gonzales v. Google, Inc.
MercuryNews.com | 01/19/2006 | Feds after Google data
New York Times – Google Resists U.S. Subpoena of Search Data
CNN – Feds seek Google records in porn probe
Information Week- Yahoo Gave Search Data To Bush Administration Lawyers


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