Privatsphäre im Arsch

Auf dem Weg in die Überwachungsgesellschaft?

Zum jährlichen Tag des Datenschutzes, der am heutigen 28.Januar zum 4.Mal begangen wird, gibt es wieder zahlreiche Wortmeldungen, die bedenkenswert sind. Google zählt die technischen Neuerungen auf, welche die Privatsphäre besser schützen sollen. Die Metasuchmaschine Ixquick setzt sich mit der gleichnamigen Initiative für mehr Privatsphäre im www ein.

Datenschutz und Privatsphäre sind keineswegs Themen welche nur mit Suchdiensten und sozialen Netzwerken in Verbindung zu bringen sind. Die Gesetzgebung zur Vorratsdatenspeicherung ist zwar in Deutschland zunächst deutlich gegen den Baum gelaufen, doch nur um von der deutschen Politik erneut herausgekramt zu werden. Nun in einer “Light”-Version als sogenanntes Quick-Freeze-Verfahren, mit dem Telefon- und Internetdaten nur noch im Einzelfall gespeichert werden sollen und erst nach richterlichem Beschluss einsehbar sind. Die Initiative Stoppt die Vorratsdatenspeicherung! verweist auf eine Untersuchung welche belegt, dass Vorratsdatenspeicherung ineffektiv ist.

Egal wie das Gesetz zur Speicherung von Daten letztlich ausfällt, der heutige Umgang mit Internet und Telefonie lässt so unglaublich viele Daten von uns in die Freiheit, dass wir selbst nur schwer kontrollieren können was wir mal so von uns gegeben haben. Wir können zwar dafür sorgen, dass wir uns in allen Bereichen des Internets kontrolliert bewegen, doch irgendwie ist das ziemlich hinderlich für echte persönliche Kommunikation, für die persönliche Freiheit. Wir müssen uns bewusst sein, dass unsere privatesten Äusserungen selbst noch in 10, 20 oder 100 Jahren elektronisch verfügbar sind.

Bilder von “wilden Partys”, “Leck mich…” Bemerkungen über den Chef oder andere Personen, “ich habe heute keinen Bock auf Arbeit”, usw. All diese Gefühlsäusserungen, die in echter Privatsphäre ohne Folgen bleiben, können per elektronischer Medien den Status der “Unsterblichkeit” erreichen und im Zweifelsfrei gegen den Urheber verwendet werden.

Die Preisgabe von Informationen im Internet kann auf jeden User negativ zurückfallen

warnt Robert Beens, CEO von Ixquick.

Wenn jemand zum Beispiel nach Informationen über Diabetes sucht, könnte das künftig in seinem Suchprofil vermerkt sein und eventuell bei potenziellen neuen Arbeitgebern oder Versicherern eine rote Lampe aufleuchten lassen.

Nur teilweise im Bewusstsein der Öffentlichkeit angekommen sind die Services, die über mobile Geräte machbar sind. Das Handy, Smartphone, Notebook oder Tablet-PC verrät ständig den aktuellen Aufenthaltsort und überträgt die Geodaten an ausgewählte Dienste. Diese Dienste zeigen auf, welche Restaurants, Haltestellen von Verkehrsmitteln usw, in der Nähe sind. Auch Informationen darüber, ob Freunde oder Bekannte in der Nähe sind werden verarbeitet. Eine Untersuchung von Microsft zeigt, dass Location Based Services genutzt werden, doch der Wunsch nach besser kontrollierbarem Datenfluss besteht.

Microsoft Infografik Privacy Location basierte Services

Diverse Projekte zum Datenschutz wenden sich an Kinder und Jugendliche, wie etwa die schweizerische Initiative Netla – Meine Daten gehören mir. Zweifelsfrei sind die vermittelten Tipps aber für ausgewachsene Menschen ebenso interessant.

Viele Ressourcen bietet die Website zum Privacy Day als Consumer Information – Privacy Resources for Consumers.

EU Projekt: klicksafe -Materialien
u.a. “Ich bin öffentlich ganz privat” und “Datenschutz für Jugendliche”


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