Suchmaschinen sind Krücken

Stefan Weitz, Direktor für die Bing Suche (Microsoft), gibt interessante Eindrücke in seine Visionen über Suchmaschinen. Stefan Weitz spricht eine deutliche Sprache, indem er alle derzeitigen Suchmaschinen Krücken nennt. In drei Jahren werden wir eine sehr viel clevere Suche erleben, ist sich Stefan Weitz sicher.

Obwohl Suchmaschinen bereits eine grosse, unentbehrliche Hilfe für die Suche nach Informationen sind, ist deren tatsächliche Wirkungsweise sehr begrenzt und verursacht Nutzern schnell Kopfschmerzen. Zu kompliziert zu technisch. Die wenigsten Menschen haben wirklich Lust dazu, sich aktiv Wissen anzueignen, wie man Suchmaschinen bedient. Suchmaschinen müssen sehr viel besser werden, leichter und bequemer zu bedienen, mehr auf die Bedürfnisse der Nutzer eingehen, das ist klar.

Welche Chancen bereits in den nächsten Jahren bestehen, bessere, “intelligentere” Suchmaschinen zu nutzen, die sich auf die Bedürfnisse der Nutzer einstellen, zeigt Stefan Weitz in einem Interview mit der Zeit auf.

Derzeitige Suchmaschinen

Weitz sieht in seinen Visionen die aufgabenbezogene Suche, fast wie durch einen Agenten vermittelt. Beispielsweise stellt die Frage “wie komme ich vom Hotel zum Bahnhof”, Nutzer vor eine Entscheidung: Welcher Dienst einer Suchmaschine kann diese Aufgabe erfüllen? Auch wenn den meisten Nutzern klar ist, dass die Suche mit Kartenmaterial (Maps) das geeignete Instrument sind, hält Stefan Weitz es für ein Unding, dass Nutzer diese Entscheidung selbst treffen müssen. Ebenso soll es den Nutzern erspart werden, wissen zu müssen, ob für eine wissensbasierte Frage Wikipedia die richtige Datenquelle ist.

Stefan Weitz will über den Begriff der Suchmaschine hinausgehen. Suchmaschine ist ein Begriff, der nicht weitreichend genug ist um den zukünftigen Aufgaben der Informationsbeschaffung gerecht zu werden.

Wir geben Maschinen Wissen über die Welt , in der sie leben.

Die Internetsuche zu entwickeln heisst, darüber nachzudenken, wie das Internet analysiert wird. Aber auch wie die Fragen der Nutzer analysiert werden. Das sind Fragen die innerhalb des Unternehmens Microsoft u.a. mit Barney Powell Semantikforscher und Jan Petersen, leitender Wissenschaftler, diskutiert werden.

In drei Jahren werden wir eine sehr viel clevere Suche erleben als jetzt.

Vergleich von Google und Bing

Die Mission von Google ist, die Informationen der Welt zugänglich zu machen und zu organisieren.

Die Mission von Bing ist, bessere, verlässlichere Entscheidungen zu treffen.

Langfristig geht es darum, Menschen mit Wissen zu ermächtigen. Computer sollen verstehen, was der Mensch möchte. Informationen zugänglich machen kann Google gut. Bing muss das auch leisten um als Suchmaschine zu gelten. Nutzer arbeiten mit langen Anwendungsketten. Da kommen Nutzer von Montag bis Freitag und geben jeden Tag erneut die gleiche Suchanfrage ein.

Nutzer zeigen einen hohen Grad an Interaktivität mit Suchmaschinen. Bisher wird dem keiner gerecht.

Google spezialisiert sich auf das Indexieren von Daten, Bing versucht dem Nutzer Wissen zu vermitteln. Das vermittelte Wissen bezieht sich darauf, was die Nutzer wirklich vorhaben. Beide Anbieter beschränken sich aber nicht auf diese Aufgaben.

Mächtige Suchmaschinen

Könnten Suchmaschinen Schlüsse ziehen, die Menschen nicht sehen?

Das ist eine für Stefan Weitz interessante Frage, ob Suchmaschinen die Bedeutung hinter den Suchanfragen erkennen, sich die Macht der gesammelten Informationen zu Nutze machen könnten. Mit derzeitiger Computertechnologie sei das nahezu unmöglich. Das “graph processing” kann das nicht in Echtzeit leisten. Solche Rechnungen dauern 10 bis 14 Stunden.
Mit Farecast (Bing Travel) versucht Bing Preise für Flugtickets vorher zu sagen.

Von intuitiven Vorhersagen aus der Masse heraus sind wir noch ein Stück entfernt, erklärt Weitz.

Lassen Verhaltensmuster Schlüsse auf zukünftiges, eventuell aussergewöhnliches Verhalten einzelner Nutzer zu? Kann bestimmt werden, was eine Person plant?

Heutige Rechner scheitern daran, ein dem jeweiligen Interesse entsprechend relevantes Detail aus einer Menge von 5 Billiarden Dateneingaben zu finden. Grippewellen vorher zu sagen ist jedoch technisch bereits möglich.

Mathematische Modelle, wie kollaboratives Filtern, können vergleichbare Muster und ihre Entwicklung nachvollziehen und filtern. Daraus können dann wieder bestimmte Tendenzen abgeleitet werden.

Laut Stefan Weitz sind heutige Technologien nicht praxisreif um Nutzerverhalten in Echtzeit vorher zu sagen. Was wiederum bedeutet, möglich ist das schon, solange genügend Zeit für die Berechnung der Aufgabe zur Verfügung steht.

Website Stefan Weitz:
Revenge of the Nerd (@stefanweitz)

Bericht Zeit.de:
Den Maschinen die Welt erklären

Search Engine Land:
Bing’s Stefan Weitz: Where is Search going?


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