Cuil – Ehemalige Google Mitarbeiter starten Suchmaschine

In aller Bescheidenheit erklärt sich Cuil zur grössten Suchmaschine der Welt. Cuil sucht nach eigenen Angaben in mehr als dreimal soviel Webseiten wie Google und zehnmal soviel Webseiten wie MSN. In früherer Google-Manier wird die Zahl der erfassten Webseiten auf der Startseite mitgeteilt. Mehr als 120 Milliarden Webseiten, genau 121 617 892 992.

Zahlen die Sie liebe Leser nicht prüfen können und die für Nutzer in der Regel Schall und Rauch sind. Die ersten zwei, maximal drei Seiten sind entscheidend. Alles was danach kommt ist so gut wie unsichtbar. Das gilt für alle Suchmaschinen. Was wirklich zählt ist die Qualität der Suchergebnisse.

Über Cuil

Der Name Cuil (gesprochen cool) leitet sich von einem irischen Wort für “Wissen” ab.

Cuil erklärt, keine Daten der Nutzer zu sammeln. Die Suchvorgänge der Nutzer werden nicht gespeichert. Die Betreiber glauben, dass die Analyse des Internets nützlicher ist, als die Analyse der Nutzer.Cuil.

Zwei wichtige Themen bestimmen die Philosophie von Cuil. Erstens das ganze Internet zu erfassen, nicht nur Teile davon. Zweitens die Art und Weise wie Suchergebnisse analysiert und gerankt werden.

Das Ranking weicht zumindest in Teilen von der Google Technologie ab. Popularität ist nicht alles, lautet der Slogan. Es werden wie bei anderen Suchmaschinen auch, die Suchbegriffe in der Website ausgewertet. Zusätzlich jedoch wird der Kontext untersucht. Daraus lassen sich unterschiedliche Bedeutungen von Begriffen erkennen.

Angegriffen wird das Konzept der Suchergebnisseiten mit gewöhnlich 10 Treffern untereinander. Die Ergebnisliste von Cuil ist dreispaltig aufgebaut. Eine zweispaltige anordnung kann gewählt werden. Die Treffer sind ähnlich aufgebaut, wie bei Google und Co. Die Beschreibungen fallen in der Regel deutlich umfangreicher aus. Zusätzlich werden den Treffern Photos oder Logos hinzugefügt. Allerdings wird nicht immer folgerichtig das Firmenelogo erkannt, was evtl. zum Unmut der gelisteten Seiten führen könnte.

Im oberen Teil der dritten ( bzw. zweiten) Spalte sind thematisch passende Verweise, in Kategorien sortiert, verfügbar. Die Suchanfrage kann mit Begriffen die dort gelistet sind per Mausklick erweitert werden. Cuil glaubt, Informationen sind nur nützlich wenn sie geordnet erscheinen.

Oberhalb der Ergebnisliste erscheinen sogenannte Tabs. Dort werden für Begriffe, welche unterschiedliche Bedeutungen vereinen, begrifflich verzweigt. Als Beispiel wird das Wort Jaguar erwähnt, welches einem Tier, einem Autotyp, einem Football Team usw. zugeordnet ist. Über die Tabs werden jeweils passende Resultate geliefert, ohne dass Nutzer sich durch die bunt gewürfelte Ergebnisliste klicken müssen.
Auch für Java funktioniert die Klassifizierung in Tabs. Allerdings kann hier ruhig noch etwas an der Qualität gedreht werden. Ein Hinweis auf die Java-Provinz Indonesiens findet sich im Kategorien Drilldown Menü erst nachdem über more weitere Kategorien eingeblendet werden. Die zunächst angebotenen Ergebnisse sind sehr technik-lastig auf die Programmiersprache Java ausgerichtet. Ein Hinweis auf die Kaffeesorte fehlt zunächst gänzlich.

Etwas gewöhnungsbedürftig ist das “Blättern” in der Ergebnisliste. Die Zahlen sind im dunklen Randstreifen unter den Ergebnissen eingebettet und erst beim zweiten Hinsehen sichtbar.

Cuil wurde Ende 2006 gegründet im Menlo Park gegründet. Also gleich neben der “Haustür” von Google.
Das Team muss sich mit seinen Suchmaschinenerfahrungen nicht verstecken. Firmenchef und Gründer Tom Costello war u.a am IBM Suchmaschinenprojekt Webfountain beschäftigt. Anna Patterson war federführend bei der Entwicklung des weit skalierbaren TeraGoogle-Indexes beteiligt, der Anfang 2006 eingeführt wurde. Sie kam 2004 zu Google nachdem sie beim Internet Archiv den zu dieser Zeit grössten Suchmaschinenindex entwicklet hatte. Russel Power, ebenfalls Gründer von Cuil, war auch am TeraGoogle-Index beschäftigt. Ausserdem arbeitete er 2 Jahre an der automatischen Spamerkennung für Google. Lois Monier gehörte bereits zu den Gründern der Suchmaschine AltaVista und startete den legendären Sprachübersetzungsservice Babelfish bei AltaVista. Bei Google war er für das Design der Suchmaschine verantwortlich. Bruce Baumgart war beim Internetarchiv dafür verantwortlich PetaByte Archive zu erstellen.

Für Webmaster:
Der Crawler von Cuil weist sich als Twiceler aus. Der Cuil-Crawler unterstützt die Crawl-Delay Direktive in der Datei robots.txt. Über die E-Mail Adresse crawler@cuil.com können Webmaster um Aufnahme von Seiten in den Index bitten, oder die schnelle Blockierung von Seiten beantragen. Auf der Seite mit den Cuil Webmaster-Infos sind alle IP-Adressen veröffentlicht von denen die Twiceler-Crawler starten.

Cuil bietet einen sehr interessanten Ansatz der Interaktion mit den Nutzern. Diese Interaktion ist an sich nichts Neues. Gepaart mit der Leistungsfähigkeit der vorgestellten Suchmaschine ergeben sich jedoch gute Chancen. An dieser Stelle Voraussagen zu treffen, welche Chancen diese Suchmaschine auf dem Markt hat, wäre unseriös. Das muss sich durch Nutzerakzeptanz und Qualität der gefundenen Ergebnisse beweisen. Zunächst kann weder die Anzahl noch die Qualität der Treffer mit Google mithalten.

Cuil


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Comments

8 responses to “Cuil – Ehemalige Google Mitarbeiter starten Suchmaschine”

  1. PoNs Avatar
    PoNs

    Zum Titel dieses Beitrages hätte ich eine Frage: war nicht allein die Frau ehemalige Mitarbeiterin bei Google und der Mann irgendwas anderes?

  2. Klaus Avatar
    Klaus

    Hallo PoNs,
    Du meinst mit “der Mann” sicherlich Tom Costello, den Ehemann von Anna Patterson? Der war bei IBM beschäftigt. Aber das steht ja hier im Beitrag. Ehemalige Google Mitarbeiter im Cuil Management: Anna Patterson, Russel Power, Louis Monier.

  3. Sigrid Avatar

    Hallo Klaus und andere Mitleser,

    nach der Veröffentlichung der Suchmaschine vor ein paar Tagen habe mich dort auch schon Mal umgeschaut.

    Mein erster Eindruck: viel zu unübersichtlich, die 3- er Reihe mit den Texten, die unterschiedliche Höhe haben finde ich nicht nutzerfreundlich. Für mich eher irritierend. O.K. man kann die 2-er Reihen Version wählen.

    Dann habe ich nach meinem Standard Suchbegriff geschaut mit diesem stand ich bis vor 1 Jahr an Platz 1 bei Google. Das ist nun nicht mehr so.

    Bei Cuil stehe ich zwar mit dieser Kombi auf Platz 1, aber die Suchtreffer sind viel weniger als bei Google.

    Ganz dumm fand ich, dass der eingeblendete Text schon seit mindestens einem 3/4 Jahr gar nicht mehr existiert. Das spricht nicht für Aktualität.

    Dann habe ich das Suchwort für einen Kundenshop eingegeben ‘Unterwäsche’ Shop und was finde ich an erster Stelle: ebay Einträge.

    Wenn ich ehrlich bin, mein erster Eindruck überzeugt mich nicht von den doch etwas sehr vollmundigen Lobpreisungen, mit denen die Betreiber in aller Welt an den Start gehen.

    Gruß
    Sigrid

  4. Webdesign Sigrid Avatar

    Hallo noch ein eher persönlicher Nachtrag zu dem gerade Geschriebenen: was ich interessant finde ist, dass gleich mehrere Google Mitarbeiter abgewandert sind und die Suchmaschine gegründet haben: Anna Patterson, Russel Power, Louis Monier.

    Wenn man über Google, die Mitarbeiter und die Bedingungen beim Arbeitgeber liest, bekommt man den Eindruck, dass ist so toll da, da will man doch gar nicht mehr weg und als Google Mitarbeiter bist Du doch fast schon was Besonderes.

    Wie kommt es also, dass gleich 3 Mitarbeiter den Arbeitgeber verlassen und dann noch selber glauben, eine Konkurrenz schaffen zu können, die Ernst genommen wird?

    Man darf gespannt sein, was dabei rauskommt.

    Sigrid

  5. DanFuh Avatar

    Also, ich hab die Suchmaschine schon am 1. Tag getestet und muss sagen, das ist totaler Müll. Die Bilder zu den Ergebnissen stammen nicht aus den gefundenen Seiten. Wo dieser riesige Index her kommen soll, ist mir ein Rätsel. Die Suche nach danfuh ergab nur lauter SPAM-Treffer und nichts brauchbares. Wer braucht so einen Schrott.
    Ich bleib bei Google und delicious.
    Von einer Frau, die bei google war, hätte ich mehr erwartet.

    Gruß Daniel

  6. Björn Hahnefeld Avatar

    @DanFuh
    Und von Männern, die von Google kommen, wohl nicht? 😛

  7. Macker Avatar
    Macker

    Bisher sind die Suchergebnisse auf englischsprachige Kunden ausgelegt und wirklich sehr dürftig

  8. Herb Avatar
    Herb

    @Sigrid:

    Wow…wie eingeschränkt kann man sein? Nur weils anderes Aussieht als bei Google ist es gleich unübersichtlich?
    Am Anfang dachte ich das auch, doch ist es nicht immer so….man muss sich ein paar Tage dran gewöhnen und dann fällst garnichtmehr auf…

    Außerdem ist es grade gestartet. Und Fehler sind da um Behoben zu werden. Und dafür sitzten auch gute Leute ei CUIL. Außerdem zählen vorallem an Anfang die guten neuen Ideen (Tabs/mehr Kontext). Das an CUIL noch einiges Verbessert werden muss ist doch klar.

    Bin gespannt ob sie die Fehler gut beheben und ich gebe dem ganzen noch eine Chance, es wird ja stätig dran entwickel.

    AUSERDEM: Ich bin sehr glücklich das jemand eine Initiative gegen das Monopol google Startet. Wenn Sie wüssten was google alles über Sie weiß, würden sie sich auch freuen das jemand anderes eine Alternative erschafft, die Z.B Keine Benutzerdaten Speichert =)

    Also, vieleicht überlegen Sie sich das nochmal ?!!

    MFG